Gregor Neuerer
Gebrauchsspuren und mediale Wechselwirkungen
Ein Gespräch von Franz Thalmair
Der Gebrauch fotografischer Bilder, jene Methoden also, mit denen Fotografien sowohl in künstlerischen als auch in alltäglichen Zusammenhängen eingesetzt werden sowie die Funktionen, die ihnen in den unterschiedlichen Kontexten zugeschrieben sind, stehen im Zentrum Gregor Neuerers künstlerischer Praxis.
Mit zwei seiner jüngsten Fotoarbeiten, den orts- wie auch raumbezogenen Installationen „Bilder für ein Büro“ (2013) und „Villa“ (2012) öffnet der 1970 in Innsbruck geborene und heute in Wien lebende Künstler sein Werk für gesellschaftliche Fragestellungen. Er verhandelt konkrete Themen wie etwa die Gentrifizierung durch den Immobilienmarkt in Großbritannien und die historische Konstruiertheit der Idee von „Zuhause“ sowie die menschliche Sehnsucht nach ebendiesem Konzept. Oder er führt mit der kleinteiligen Porträtserie „Viewing“ (seit 2009) propagandistisches Bildmaterial vor, indem er seinen eigenen Blick und den der Betrachter auf einen über die Fotografie vermittelten Blick der dargestellten Personen richtet.
Gregor Neuerer, der seinen Lebensmittelpunkt von 1997 bis 2003 in London und New York hatte, greift dabei auf traditionelle Bildgenres wie Architektur-, Werbe- oder Landschaftsfotografien sowie auf die Mittel der Installation zurück, um die von ihm zur Diskussion gestellten Themenfelder jedoch weit hinter sich zu lassen und die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Kunstproduktion, Kunstwahrnehmung und Alltag auf einer übergeordneten Ebene zu reflektieren. Als verbindendes Element fungiert dabei die Retusche, ein der Fotografie eingeschriebenes Verfahren, das von Neuerer als Mittel der Abstraktion und nicht zuletzt zur Bildkritik eingesetzt wird.
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Franz Thalmair: Gibt es neben der Methoden- und Medienreflexion auf die Fotografie einen besonderen thematischen Fokus, den du mit deiner künstlerischen Praxis…