Heinz-Norbert Jocks
Gaston Chaissac
Der linkshändige Maler
Galerie nationale du Jeu de Paume, Paris, 11.7. – 29.10.2000
Gaston Chaissac, um seinen wohlklingenden Namen ranken sich bis heute immer noch das eine oder andere Gerücht. Auch vage Behauptungen. Abschweifende, ins Leere driftende, selten stichhaltige Analysen und einmal in die Welt hinausposaunte, sich dort trotzig und beständig haltende Fehlurteile, die die Hilflosigkeit gegenüber dem Werk bekunden. Eins davon bezieht sich auf die Frage, welcher Kunstrichtung er denn wohl angehöre. Obgleich von Jean Dubuffet, der dieses Werk wegen seiner Unabhängigkeit und Unverwechselbarkeit als Prachtbeispiel für die von ihm hofierte Kunst bewunderte und auch Arbeiten aus fast allen Perioden in seine vor Jahren erstmals veröffentlichte Privatsammlung aufnahm, Jahre später selbst korrigiert, ist von diesem derben Picasso in Holzschuhen, so Chaissac ironisch über sich selbst, hartnäckigerweise immer noch die Rede als von einem der authentischsten Vertreter der Art-brut. Ja, nach wie vor genießt er den Ruf eines verzweifelten, aus der Natur schöpfenden Romantikers mit gewissem Hang zum Naiven. Einen erneuten Anlauf, Chaissac so populär zu machen, wie es ihm eigentlich zusteht, unternimmt derzeit das Jeu de Paume in Paris mit einer so breitgefächerten wie spannenden Retrospektive.
Sie feiert den trotz seiner Freundschaften mit Künstlern und Schriftstellern seiner Zeit doch recht Isolierten, der sowohl schrieb als auch malte und sich dabei als Bastler verstand, als einen geistreichen und unkonventionellen Außenseiterstar, hin und her schwankend zwischen Figuration und Abstraktion. Entrollt wird das gesamte Spektrum, ja die permanente Evolution seines Werks und damit auch die nomadisierenden Bewegungen seiner Augen, die immer…