Renate Puvogel
Gary Kuehn
Galerie Jule Kewenig, 13.3. – 23.4.88
Wer Gary Kuehns konzeptuelle Objekte aus den frühen 60er Jahren kennt, ist erstaunt, nun dem Maler Kuehn zu begegnen. Gemälde, farbige Zeichnungen und bemalte Eisenfolien, seit 1983 entstanden, füllen die hellen Räume von Haus Bitz. Körpervolle Figuren auf Leinwand anstelle von abstrakten Körpern im Raum, ein toter Fisch anstatt eines rostigen Eisenstabes, lodernde Farben und nicht mehr graues Eisen. Es ist die andere Seite des Mondes, der ergänzende Akt des Lebens, der hier vorgeführt wird, mit ihm gelangen über alte, wieder und wieder abgehandelte Themen ganz neue Aspekte zur Anschauung.
Da eilen wohlbeleibte Frauen, als Rückenakte erfaßt, auf den Bildhintergrund zu, so als müßten sie den großen Fisch an ihrer Hand retten, da balanciert eine füllige nackte Frau auf gefährlich schräg stehendem Sockel, da ist ein Pferd in ein gläsernes Gefäß gepfercht, und eine Figur geht lichterloh in einen brennenden Dornbusch auf oder überspringt wie mühelos einen Tempel. Nichts ist eindeutig, nichts stabil, allein schon der nervöse, kalligrafische Strich evoziert Bewegung, Veränderung und – Kraft. Sowohl die sinnlich schwingende Körperkontur als auch die heftig ausfahrenden Linien sind mit Energien geladen. In diesen wirkenden Kräften erkennt man vertrauteThemen des amerikanischen Künstlers wieder.
In einer Zeit, als es sowohl den Minimalisten als auch den Pop-Artisten darum ging, Kunst als Kunst zu befragen, zu statuieren oder anzuzweifeln, Anfang der 60er Jahre also begann der 1939 in Plainfield, New Jersey geborene Gary Kuehn damit, seine Holz- und Eisenkonstruktionen und -kombinationen mit Inhalten aufzuladen. Er brachte Starres dazu, sich…