Rainald Schumacher
Gary Hill
Guggenheim Museum SoHo, New York, 11.5. – 20.8.19
Ein junges Mädchen auf einem Stuhl sitzend, liest aus Wittgensteins “Remarks on Color”. Die Schwierigkeiten der Syntax, des ungewohnten Vokabulars und das Nichtverstehen des Textes führen zu einem monotonen Sound, der jeglichen Versuch, die Bedeutung des Textes zu vermitteln, ad absurdum führt. “Remarks on Color”, als Videogrossprojektion ist die einzige Arbeit von Gary Hill in seiner Retrospektive von 13 grossen, zumeist einen ganzen Raum einnehmenden Videoinstallationen aus den letzten zehn Jahren im Guggenheim Museum New York down-town, die wirklich farbig ist. Die meisten anderen Installationen bewegen sich in der Farbpalette grau/blauer, auf das technisch notwendige reduzierter Bildröhren, die die white cube Galerien in die vom Fernseher im Wohnzimmer vertraute Beleuchtung tauchen. Zwei unterschiedliche Traditionen stossen hier aufeinander. Aktiv Lichtwellen aussendende Bildröhren, die abgedunkelte Räume benötigen, und Räume, die möglichst hell und gleichmässig beleuchtet werden können, um Kunstobjekte zu präsentieren, die passiv Licht reflektieren. Die Installationen lassen sich von ihrer formalen Struktur in einem Blick erfassen, etwa eine Reihe gleichgrosser Monitore weit über Augenhöhe von Wand zu Wand reichend, ein Rudel verschieden grosser auf die Seite gelegter Monitore oder eine in der Mitte des Raumes kreisende Röhre, die nach links und rechts ein rundes Bild projeziert. Es braucht jedoch sehr viel Zeit, um bei jeder einzelnen Arbeit die Rhythmik einzelner Bildfolgen zu erfassen, die oft zwischen mehreren Monitoren hin- und herspringen oder über eine Reihe von Monitoren ausgedehnt werden. Hinzu kommt der Sound, der bisweilen einen einschläfernden, lehrerhaften Ton annimmt. So…