Christian Huther
Gärten: Ordnung, Inspiration, Glück
Städel, Frankfurt/Main, 24.11.2006-11.3.2007, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau, München, 5.4. – 6.7.2007
Das Paradies passt genau auf ein DIN-A4-Blatt. Gemalt wurde es von einem anonymen oberrheinischen Meister um 1400/20, allerdings auf Holz. In diesem ” Paradiesgärtlein” sind Mensch und Natur friedlich vereint. Eine zinnenbekrönte Mauer schirmt die Außenwelt ab, die aber als blauer Himmel durchaus verlockend ist. Im Gartenparadies sitzt Maria und liest in der Bibel, der kleine Jesus spielt auf der Zimbel, Erzengel Michael lauscht der Musik und sogar Luzifer sitzt im Gras und macht eine Pause. Zudem zwitschern zwölf Vögel, und es blühen gleichzeitig 24 Pflanzen. In diesem Paradies steht die Zeit still, es gibt weder Krankheit noch Tod.
Das ” Paradiesgärtlein” ist ein wertvolles Andachtsbild. Es hat jetzt seinen Platz im Frankfurter Städel gewechselt und hängt im Anbau als Auftakt zur Schau ” Gärten: Ordnung, Inspiration, Glück” . Rund 200 Gemälde, Zeichnungen, Fotos und Herbarien aus vielen Museen der Welt sind versammelt, um der dunklen Jahreszeit mit blühenden Farben zu trotzen. Denn Gärten sind die Erben des Paradieses, meint Kuratorin Sabine Schulze. Allerdings handelt es sich bei Gärten um eine vom Menschen umhegte oder gebändigte Natur.
Die Chronologie von 600 Jahren Garten-Kunst durchbricht Sabine Schulze geschickt und streut aktuelle Beiträge von Fischli/Weiss, Jeff Wall oder Thomas Struth ein. Im Erdgeschoss zeigt Schulze an erlesenen Werken die Natur als Künstler-Vorbild, vom ” Paradiesgärtlein” über Dürer, Rubens, Caspar David Friedrich, Renoir und den frühen Monet bis Liebermann. Eine Etage höher geht es…
