Marius Babias
Garage der Deutschen Einheit
Kunst im Bundestag: Streit um DDR-“Staatskünstler” Bernhard Heisig
Streit. Ost-West. Aha. Diesmal Bernhard Heisig, DDR-“Staatskünstler”. Er wurde – neben Baselitz, Richter und anderen Ex-Ossis – von einer Fachkommission unter Vorsitz von Rita Süßmuth eingeladen, den Bundestag mit Kunst zu behängen. Für den Quoten-Ossi Heisig werden wir schon eine Besenkammer finden, dachten sich die Experten. Eine “politische Instinktlosigkeit”, rief Christoph Tannert und trommelte fünfzig Gegner zusammen, darunter Ralph Giordano, der so ziemlich alle Aufrufe der letzten Jahre unterzeichnet hat.
Die nachträgliche Würdigung von DDR-“Staatskünstlern” wie Heisig, so Tannert, der Klassensprecher der Ost-West-Gefühlsarktis, stehe im “krassen Gegensatz zum demokratischen Wertehorizont”. Na und? Sind wir nicht alle ein bißchen Bluna? Wen interessiert heutzutage überhaupt Heisig und seine vielleicht rigide Politik im DDR-Künstlerverband und seine langweilige Lehre an der Akademie in Leipzig? Moralische Entrüstung, Stasi-Hysterie und andere Sentimentalitäten interessieren nur noch die Feuilletonisten. Das Leben findet woanders statt, z. B. in den “national befreiten Zonen” rund um Berlin, wo Neonazis den öffentlichen Raum terrorisieren. Moral ist der Putzlappen der “Wiedervereinigung”, immer naß und nie sauber. Genauso gut könnte man Mitunterzeichner Jürgen Fuchs und Lutz Rathenow vorwerfen, nach der Wende Berufsdissidenten geworden zu sein, was noch langweiliger ist, als Heisig “Staatskünstler” zu schimpfen.
Es verwundert nicht, daß CDU-Kultursprecher Lehmann-Brauns eilig ein “Experten”-Tribunal im Berliner Abgeordnetenhaus einberief und, da sich die Kunstkommission des Bundestags unbeeindruckt zeigte, den hinlänglich bekannten und längst ausgefransten SS-Vorwurf gegen Heisig herausholte. Ein solches Engagement würde man sich von Lehmann-Brauns beim Durchleuchten seiner CDU-Parteifreunde wünschen. Heisig war als 16jähriger zur…