Gang Art in Wien
VON MARKUS BRÜDERLIN
Gang Art heißt ein multimediales Unternehmen eines eigens dafür ad hoc zusammengefundenen Künstlerkollektivs, bestehend aus Musikern, Designern, bildenden Künstlern, Bühnenbildnern, Schauspielern, Computergraphikern und Schriftstellern. Die Gruppe versuchte im kalten Wintermonat Jänner (vom 16. 1. bis zum 1.2.) das mittlerweile von angestrengten Theaterexperimenten müde Wiener Publikum für eine Reise durch die Welt der Physik zu erwärmen. Gang Art transformiert die Thematik der physikalischen Wellentheorie auf künstlerischer Ebene und konkretisiert mit multimedialen Mitteln folgende Begriffe: »Zerlegung, Überlagerung, Reflektion, Nachbilder, Täuschung, Resonanz«. So lautete der programmatische Ausgangspunkt, der dann in acht Einheiten spannungsreich’ eingesetzt wurde, in denen sich nicht nur die der Wellentheorie adäquaten akustischen und optischen, sondern auch szenisch-theatralischen Phänomene mischten. Gang Art war aber weit davon entfernt, ein Replik auf jene technische Didaktikschau »Phänomena« zu sein, die 1984 in Zürich versuchte, in teueren und aufwendigen medialen Inszenierungen schwierige Physik unter die Leute zu bringen. Die künstlerischen Ambitionen standen im Vordergrund und vermittelten zwischen den avantgardistischen Raum-Zeit-Thematisierungen der klassischen Moderne (Futuristen, Konstruktivisten; deren theoretisches und bildnerisches Anschauungsmaterial im Herbst in der internationalen Wanderausstellung »ZEIT – DIE VIERTE DIMENSION« im Museum des 20. Jahrhunderts auch in Wien zu sehen waren) und den Imaginations- und Geschwindigkeitstheorien (Virilio) der Postmoderne.
Das tragende Medium der multimedialen Inszenierung war das Gefäß, in dem sich die akustischen und optischen Wellen ausbreiten, reflektieren und interferieren konnten: eine 60 Meter lange, 24 Meter breite und 8 Meter hohe Reithalle im dritten Wiener Gemeindebezirk; knöcheltief mit Torfmull angefüllt und von einer ca. hundert Zuschauer fassenden Tribüne aus…