Katja Blomberg
Japan ist seit langem in den Blickpunkt der westlichen Welt gerückt. Neben der wirtschaftlichen und technischen Potenz des hochzivilisierten und uns zugleich so fremden Landes fand auch dessen Kultur langsam Eintritt in westliche Gemüter. Von Ruhe und Klarheit der Buddhisten ist dann oft die Rede, von den schönen Zengärten, vielleicht auch von gelungenem Design und neuer Architektur. Von japanischer zeitgenössischer Kunst spricht hingegen kaum einer, ja, die Frage kommt hierzulande fast nicht auf! Wer hat schon die Galerien aus Tokio oder Osaka auf den letzten Kunstmärkten vermißt? Und wen hat es gestört, daß die documenta 9 fünf japanische Zeitgenossen vorgeführt hat, von denen drei längst in Europa leben (Katase, Nagasawa, Takeoka) und einer von der letzten documenta her bestens bekannt ist (Kawamata). Der einzige, der die Tokioter Szene repräsentieren durfte, war Katsura Funakoshi, dessen figürliche Arbeiten, bemalte Holzskulpturen, außer einem mediativen Blick, nichts Asiatisches an sich haben.
Das Japanbild, besonders der deutschen Kunstwelt, ist von diffusen Klischeevorstellungen dominiert. Harmlosigkeit paart sich hier mit einer gewissen Romantik. Schlimmer, wenn diese Unwissenheit durch Überheblichkeit kaschiert wird. So hat Jan Hoet in Tokio an einem einzigen Tag Arbeiten von 100 ihm unbekannten Künstlern begutachten können! Ein Video in dem neuen Privatmuseum “Watari-Um” führt vor, wie beschämend oberflächlich hier westliche Vorstellungen auf Asiatisch-Zeitgenössisches übertragen worden sind. Ein Gang durch die Galerien der 21-Millionen-Metropole Tokio hätte genügt, um sich eine bessere Vorstellung davon zu machen, was hier zur Zeit geboten wird. Freilich ist es nicht einfach, die einschlägigen Adressen zu finden, mühsam auch die langen…