Die beiden international führenden Auktionshäuser meldeten für 2012 Rekordumsätze: 321 Mill. Euro setzte Christie’s bei den letzten Herbstauktionen an einem einzigen Abend um, knapp 300 Mill. Euro waren es zur gleichen Zeit bei Sotheby’s. Die Inflationsängste und andere Unsicherheiten auf den Finanzmärkten veranlassen viele Anleger zur „Flucht in die Sachwerte“, und hier kommen neben Immobilien offensichtlich auch Kunstwerke in Frage: alte und etablierte Kunst gilt als wertbeständig, bedarf bei sachgerechter Aufbewahrung kaum eines Pflegeaufwands, allenfalls fallen Kosten für die Einlagerung an, wenn man Kunst in größerem Stil oder größerem Format sammelt. Große Preissprünge sind allerdings nur bei Werken zu beobachten, die nach 1945 entstanden sind. Insgesamt läge „im Durchschnitt über die Jahrhunderte hinweg“ der Profit bei Kunstverkäufen hingegen nur bei zwei bis drei Prozent, hat der Ökonom Benjamin Mandel von der Federal Reserve Bank in New York beobachtet. Mandel erläuterte in der „ZEIT“, dass der aktuelle Boom nur auf den „hochpreisigen Teil“ des Kunstmarkts zuträfe, und dass die Zuwachsraten vor allem durch die neu entstehenden Kunstmärkte in den Schwellenländern zu erklären seien. Das Anlagekapital des konservativen Kleinsparers taucht allerdings selten im Kunsthandel auf – billige Auflagenkunst mit Multiples und Editionen als „Kunst für alle“ spielt nur eine marginale Rolle. Nach Benjamin Mandels Analyse entwickelt sich die Konjunktur im Kunsthandel immer in Relation zu den aktuellen Einkommensverhältnissen jener 0,1 Prozent einer Gesellschaft, die man als „Bestverdienende“ bezeichnen kann. Entscheidend ist bei diesen Privatsammlern jedoch nicht etwa nur die Anlagestrategie, sondern vielmehr das Kunstsammeln als kulturelle Haltung, oft auch als Ausdruck von…
Nachrichtenforum
· S. 19 - 19
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