Galerie Eisenbahnstrasse
Interview mit Ueli Etter und Wolfgang Müller
THOMAS WULFFEN: Hat die Galerie Eisenbahnstraße auf ein Bedürfnis geantwortet?
WOLFGANG MÜLLER: Ja, sie ist entstanden, weil wir etwas vermißt haben. Es fehlte uns ein Ort, wo verschiedene Sachen nebeneinander stehen können, die nicht unbedingt künstlerische Äußerungen sein müssen. Wir hatten Interesse, Personen und ihre Äußerungen vorzustellen, die sich nicht auf einen Begriff festnageln lassen.
THOMAS WULFFEN: Wieweit spielte das Publikum in diese Bedürfnisbefriedigung hinein?
UELI ETTER: Ja, es spielten Personen mit, die weder das eine – heißt hier Kunst – noch das andere wollten, – die überhaupt keinen Kunstbegriff hatten. Durch unsere Präsentation in der Galerie haben wir ihnen, glaube ich, die Schwellenangst genommen. Die Inszenierung lud somit Leute ein, die sonst nicht gekommen wären. Es war so eine Art Verschleierung von Kunst: von diesen Kategorien wie Kunst und NichtKunst.
WOLFGANG MÜLLER: Die, die sich nicht für moderne Kunst interessieren, sollten auch in der Galerie Ansatzpunkte finden und über diesen Weg ihr Weltbild, das ‘moderne Kunst’ eben nicht beinhaltete, erweitern. Man braucht es nicht von der Seite einer Erweiterung des Kunstbegriffs sehen, so Ausstellungen wie Porno-Gemälde oder Handlesekunde zum Beispiel. Das sollte auch interessant für den sein, der sich speziell für diese Gebiete interessierte und das unabhängig von einem etwaigen Kunstkontext. Es gab dann auch Situationen, wo jemand gekommen ist, der sich überhaupt nicht für Kunst interessierte, aber die Atmosphäre und das Ambiente ihn so ansprachen, daß er uns ansprach. In den typischen Galerien ist ja alles klar und fest umrissen, dort kann eine Person wie…