Annelie Pohlen
Gajin Fujita
Galerie Rolf Ricke, 29.10. – 14.12.2004
Ich wollte nur, dass mein Werk gesehen wird“, gesteht Gajin Fujita auf die Frage nach seiner Karriere als Graffitimaler in Los Angeles. Als Kind japanischer Einwanderer 1972 in Los Angeles geboren, in der Restaurierungswerkstatt seiner Mutter imprägniert mit der japanischen Kulturtradition und außer Hauses im unvermeidlichen Kontakt mit den alles flutenden Graffitibildern der Subkultur sucht Fujita nach Präsenz im öffentlichen Raum, was ihm zwischen 1989 und 1993 mit einigen Graffiti-Wandbildern gelingt. Dass eine solche Vorgeschichte das klassische Studium an einer Kunstakademie nicht eben erleichtert, ist kaum verwunderlich. Die Folgen dieser Kollision lassen sich sehen: in Rolf Rickes letzter Ausstellung vor der Übergabe der Galerie an ein neues Team brilliert Fujitas Bildwelt mit einem Farbenfeuer zwischen kulturellen, soziokulturellen Ebenen und kodierten Bedeutungen.
Dass in der Malerei alles durchgespielt ist, muss man nicht leugnen. Bleibt festzustellen, wie gespielt wird, um ihr immer noch virulentes Potential genussreich im Einsatz zu halten. Fujitas Bildzüchtungen taugen, wenn man sich denn so absichern möchte, für alle Diskurse über Kunst in einer von Medien gefluteten Wahrnehmungswirklichkeit. Und doch katapultieren seine immer durchsichtigen Strategien der Bildproduktion selbst noch in den kleinen Formaten, die mit einer Ausnahme Fujitas zweiten Auftritt bei Ricke bestimmen, in taumelnde Bildwelten, die jeden sicheren Zugriff auf das formal wie inhaltlich ablesbare Geschehen abweisen. Figürliche wie abstrakte Partien aus dem traditionsreichen Theater japanischer Eros- und Kampfriten und dem globalen Fundus ornamentalen Flächendekors mit verbalen Messages aus der Hoch- wie der Trivialkultur im statisch gebändigten Patchwork offensiv leuchtender Farbflächen…