Gabi Czöppan
Gabriele Rothemann/Jörg Sasse
Galerie Wittenbrink, 30.5.-8.7.1989
Die Welt in Gestalten und Bildern zu besitzen, heißt nichts anderes, als die Unwirklichkeit und Ferne des Realen auf neue zu erfahren.” Auch im 15O. Jahr der Fotografie hält Susan Sontags Vergleich neuen Versuchen, die Welt mit der Kamera ästhetisch auszuloten, stand. Fotografie ist das Medium der beiden jungen Düsseldorfer Künstler Gabriele Rothemann und Jörg Sasse, die Bernhard Wittenbrink nach seiner Überblicksschau “Fotografie Teil 1 und 2” vor zwei Jahren jetzt mit neuen Arbeiten einzeln präsentiert. Gabriele Rothemann besticht in der Schau vor allem durch eine wie durch die runde Linse eines Kameraauges gesehene schwarzweiße Momentaufnahme von vier Fallschirmspringern. “Freeze”, das Standbild am TV-Schneidetisch, findet hier im Wortsinn seine fotografische Entsprechung. Männern in dunkeln Anzügen stürzen, fallen, fliegen einer Landschaft entgegen, die mit geometrischen Feldern und freier Waldfläche auf die Geschichte der abstrakten Kunst anspielt. Assoziiert eine Luftaufnahme schon von je her den Planeten Erde, so wiederholt sich das Kreisrund hier noch einmal in Form eines runden Lichtfleckes auf schattigem Umfeld und pumpt das flache Foto optisch zu voluminöser Fülle auf. Wie schwerelos im Raum schwebende Wesen scheinen die Geschäftsmänner in den Lüften zu rudern, zeitlos und irreal das reale Abbild die Wirklichkeit zu verleugnen. Durch sorgsam inszenierte Fotografie weitet die Künstlerin die Realität im Bild zu einem Paradoxon des Realen. Erst die Erinnerung an die Bedeutung der Zeichen ermöglicht es, den Schleier der Fiktion zu lüften. Schrift und Fotografie markieren ihre Spuren des Vergehens. Eine tote Krähe mit ausgebreiteten Flügeln wird so fotografiert,…