Hamburg
Gabriele Münter
Menschenbilder
Bucerius Kunst Forum 11.02.– 21.05.2023
von Rainer Unruh
Teil einer Künstlergruppe zu sein hat seine Tücken. Oft wird man stärker als Mitglied eines Kollektivs wahrgenommen und weniger als eigenständige Künstlerpersönlichkeit. Ein Schicksal, das besonders Frauen ereilt, zumal wenn sie mit berühmten Männern zusammen sind. Gabriele Münter (1877 – 1962) erging es so mit dem Blauen Reiter und ihrem zeitweiligen Lebensgefährten Wassily Kandinsky. Insofern ist die Ausstellung „Gabriele Münter: Menschenbilder“ in Hamburg auch ein Akt kunsthistorischer Gerechtigkeit. Die Schau ist der Auftakt eines Ausstellungsjahrs, in dem im Bucerius Kunst Forum ausschließlich Werke von Frauen gezeigt werden. Münter passt auch deshalb ausgezeichnet in diesen Kontext, weil sie während ihrer Zeit in Skandinavien in einem Netzwerk von Künstlerinnen agierte, wie jüngst Shulamith Behr nachgewiesen hat („Women artists in expressionism: from empire to emancipation“, Princeton University Press, 2022).
„Gabriele Münter: Menschenbilder“ konzentriert sich auf eine Gattung. Ein kluger Schachzug. Denn so, wie in Münters Porträts der Charakter der gemalten Personen hervortritt, so lassen sich an den Arbeiten die Grundzüge ihres Kunstverständnisses erkennen. Pointiert formuliert: Jedes Porträt, das Münter malt, ist auch ein Selbstbildnis. Menschen waren von Anfang an ihr Motiv. Zwischen 1898 und 1900 besuchte die Künstlerin ihre US-Verwandtschaft in Missouri, Arkansas und Texas. Dabei machte Münter rund 400 Aufnahmen. Sie wurden schon einmal gezeigt, 2006 im Lenbachhaus in München, aber auch die kleine Auswahl in Hamburg verblüfft aufs Neue: Der Sinn für Prägnanz und Klarheit finden sich später auch in ihren Zeichnungen und Gemälden.
Gabriele Münter war ausgesprochen uneitel. „Ich komme mir leicht ,wenig‘…
