Uta M. Reindl
Gabriel Orozco
»Über die Sinnhaftigkeit des Spiels und des Alltäglichen – im gläsernen Ausstellungshaus von Madrid.«
Palacio de Cristal. Parque del Buen Retiro de Madrid 8.2. – 18.4.2005
Mitten im Retiro-Park Madrids, der im 17. Jahrhundert für den spanischen Hof quasi als Naherholungsgebiet eingerichtet wurde, steht der Palacio de Cristal – direkt übersetzt: der Palast aus Glas. Dieser wurde im 19. Jahrhundert für eine Ausstellung von philippinischer Flora als spanische Replik auf die Palmenhäuser von Kew Gardens in London errichtet. Das kreuzigförmige Glasgebäude mit bauchigem Lang- und Querhaus und dem von ionischen Säulen rhythmisierten Innenraum war ursprünglich für Pflanzenschauen gedacht, diente aber bald der Präsentation von bildender Kunst. Der starken Präsenz des filigranen Bauwerks muss die dort ausgestellte Kunst schon einiges entgegensetzen. Dies vermochten die Minimalisten Carl André und Ulrich Rückriem mit ihren reduzierten Bodenskulpturen – als Kontrapunkt zum üppigen Dekor und zur Offenheit des Umraums. Es gelang Panamarenkos (angeblich) fliegenden Objekten oder Flugkörpern, weil sie durchaus mit dem luftigen Ambiente des Palacio de Cristal dialogisierten. Aber schon Ilya Kabakovs Environment rieb sich mit der unbeschwerten Aura des Glasbaus – sollte es vermutlich auch. Und nun präsentierte der Mexikaner Gabriel Orozco seine Objekte und Skulpturen aus Ready-mades im Dialog mit der architektonischen Struktur des Glasgebäudes, gleichzeitig auf dessen Funktion als einem Ort der Entspannung für erholungsbedürftige Park- und Kunstbesucher anspielend.
Gleich vor dem Eingangsportal hatte Orozco seine Holz-Skulptur “Sombra entre los aros del aire” (Schatten zwischen den Luftringen, 2003) platziert, die der 43jährige Künstler für den italienischen Pavillon…