»Für mich gab es nur die Bilder …«
STEPHAN BERG IM GESPRÄCH MIT DEM FREIBURGER SAMMLER FRANZ-ARMIN MORAT ANLÄSSLICH DER VERSTEIGERUNG SEINER MORANDI-SAMMLUNG UND DER VERLEIHUNG DES ADAM-ELSHEIMER-PREISES DER MESSE FRANKFURT
St. B.: Fangen wir mit dem Einfachsten an, das vielleicht auch das Schwierigste ist. Wie wird man Sammler?
F.-A. M.: In meinem Fall muß man das als Naturereignis bezeichnen, wobei ich nicht unterscheide zwischen der Beschäftigung mit Kunst überhaupt und der sammlerischen Tätigkeit. Das ist für mich untrennbar miteinander verbunden. Jeder, der sich mit Kunst befasst, ist ja in irgendeiner Weise ein Sammler. Ich selbst habe mich mit bildender Kunst schon auseinandergesetzt, bevor ich lesen konnte. Ich erinnere mich noch sehr deutlich an das Anfangsstadium, wo ich noch nicht wußte, daß es verschiedene Maler gibt und daß man zwischen Original und Reproduktion unterscheiden muß. Für mich gab es nur die Bilder.
Es ging aber immer um die Malerei?
Überwiegend. Das hing mit dem Material zusammen, das ich zur Verfügung hatte. Das Buch, das ich bekam, als ich 1947/48 so vier, fünf Jahre alt war, hieß “Die Welt der großen Maler”. Es war in Schwarzweiß gedruckt, miserabel in den Reproduktionen, aber für mich war es der Einstieg in die Welt der Bilder. Daraus hat sich dann alles weitere entwickelt.
Sie haben 1983 das “Morat-Institut für Kunst und Kunstwissenschaft” gegründet. Was war der Grund dafür, und wie ist das Institut aufgebaut?
Meine private Sammeltätigkeit, die etwa 1960 begann, hatte 1980 schon ein quantitatives Niveau erreicht, das es nahelegte, darüber nachzudenken, wie sich die Sammlung institutionalisieren ließe, insbesondere…