Stephan Schmidt-Wulffen
Full house
Die Kunsträume Köln als Forum junger Künstler
Daß diesmal nur drei Künstler bei ihm Vernissage feierten, war eine Panne. Normalerweise sind in Thomas Krings-Ernsts Kölner »Kunsträumen« alle vier Etagen besetzt. Für derartige Dimensionen fehlen die Worte. Eine simple Accrochage ist das natürlich nicht, denn jeder Künstler hat so viel Platz zur Verfügung, wie er gemeinhin für eine ganze Galerie ausreichen muß. Andererseits gibt es in den Kunsträumen keine soli, weil kaum einer der jungen Küntler diese ganze ehemalige Fabrik füllen könnte, auch weil der Impressario die Kontraste liebt. Kein Wunder, daß er etwas schneller geht als gewohnt, daß er zügige Konversationen schätzt. Es gibt viel zu tun … In den vier Ausstellungen seit Eröffnung des Hauses hat Krings-Ernst das Zwei-Jahres-Pensum einer Galerie geschafft, 15 Künstler. Vorher hatte er sich sechs Monate intensiv vorbereitet und 150 Ateliers besucht. Den »Hunger nach Bildern«, der bei Krings-Ernst ganz wörtlich zu nehmen ist, weckte die »Kunstlandschaft Bundesrepublik«, jene Mammutveranstaltung der deutschen Kunstvereine, die 1984 Talentschau trieb. Sie überzeugte den Galeristen von der Qualität des Bodens, den er umgehend zu beackern begann. Sein Konzept ist von kostspieliger Frische. Er mag sich nicht mit Kostproben in Ateliers zufrieden geben, sondern verkostet lieber à la maison. Erst in der Zusammenarbeit mit einem Künstler, erst während einer Ausstellungspräsentation, meint er, ließe sich entscheiden, ob man länger fristig zusammenarbeiten könnte. Zwei Jahre hat er sich spendiert, um mit dieser Methode des ‘learning by doing’ seinen festen Stab an Künstlern herauszufiltern. Für den Besucher hat das ungewöhnliche Procedere…