Frontpage und Raveline
Sprachrohre der Techno- und Ravekultur
Wenn eine Jugendkultur erwachsen wird, dann sieht man das daran, daß man sie sieht. Die jungen Menschen kommen heraus aus den Löchern und Kellern, aus ihren Insider-Klubs und Szenetreffpunkten und erscheinen als bunte Tupfer im Straßenbild. Mode-Designer lassen sich von der neuen Bekleidungssprache inspirieren und hängen ähnliche Kleidungsstücke auf die Stange. Die neuartige Musik zieht plötzlich in die Hitparaden ein und in die musikalische Palette des Radios. Große Freiluftkonzerte oder Straßenparaden sind ein weiteres Zeichen dafür, daß sich diese neue kulturelle Ausdrucksweise nicht mehr mit dem gemütlichen Platz im gesellschaftlichen Abseits begnügt, sondern den Mainstream anpeilt, daß sie Macht anstrebt. Und weil, wer Einfluß sucht, auch ein Sprachrohr benötigt, das über die eng umrissene Ausgangsbasis hinausreicht und die neuen Denkansätze in eine breitere Öffentlichkeit hineinträgt, ist der Kioskerfolg von Zeitschriften, die einstmals als Fanzines begannen, als Verständigungs- und Serviceblätter für Insider, ein deutliches Zeichen für das Ende der Adoleszenz einer Jugendkultur.
Wer lesen will, muß sich Mühe geben
Seit diesem Frühjahr kann man auch in der Schweiz “Frontpage” und “Raveline”, die beiden auflagenstärksten deutschsprachigen Techno-Zeitschriften, kaufen. Ein Schritt, der nicht nur den wachsenden Einfluß des Techno insgesamt reflektiert, sondern auch im Innern der Hefte in den Inhalten und in ihrer Gestaltung seine Wirkung hat. Auf den ersten Blick ähneln sich die beiden Hefte aufs brüderlichste. Die Seiten quellen über von Signalen, von Texten und Textlein, von Photos und Logos, optischen Hinterlegungen und farblichen Hervorhebungen, von der Werbung in ihrer bonbonbunten Flyer-Ästhetik bis zu der Produktinformation…