Jens Rönnau
From Trash to Treasure
»Vom Wert des Wertlosen in der Kunst«
Kunsthalle zu Kiel, 5.11.2011 – 26.2.2012
Spätestens seit dem Erwachen des Bewusstseins für umweltzerstörende Produktionsabläufe und Konsumgewohnheiten in den 1970er Jahren ist das Thema Recycling und Müll ein Dauerbrenner in der Bildenden Kunst, hat längst seinen Weg in Mode und Wohnwelten gefunden. Aber schon Künstler wie Van Gogh oder Picasso interessierten sich für die ästhetischen Reize des Abfalls und schätzten die dadurch freigesetzten Phantasien. Abfall und Schrott bilden jetzt auch den Ausgangspunkt einer neuen Schau der Kieler Kunsthalle. Direktorin Anette Hüsch will dem klassischen Thema durch eine Nuance der Gewichtung neuen Atem einhauchen, indem sie speziell solche Werke der Müllkunst zusammenträgt, die den Schein des Edlen erwecken, die mit Ironie den Alltagsschrott neuen ästhetischen Erlebnissen zuführen. Dabei wird auch tief in die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts zurückgegriffen, was zuweilen retrospektiven Charakter bewirkt. 70 Werke von 46 Künstlerinnen und Künstlern werden präsentiert – von Marcel Duchamp über Kurt Schwitters, Joseph Beuys, Daniel Spoerri, Christo und Raffael Rheinsberg bis hin zu Olaf Metzel und Sylvie Fleury.
Statt Müll und Chaos empfängt einen in der Kieler Kunsthalle angenehm gedämpftes Licht, edle Glasgefäße und Echtgold in Vitrinen. Man muss schon sehr genau hinsehen bei den scheinbar gläsernen Werken des Berliners Gerd Rohling. Nicht aus farbigem Glas sind die Pokale und Kelche auf Sockeln und in Schutzvitrinen, sondern aus schnödem Kunststoff – schlimmer noch: Ausgangsobjekte sind Teile leerer Plastikflaschen oder alter Benzinkanister, die da kunstvoll zu ästhetischen Gefäßen montiert sind.
Mit ähnlicher Wirkung, doch wesentlich gröber,…