Holger Kistenmacher
From The Corner Of The Eye
Stedelijk Museum – Museum für Moderne Kunst, Amsterdam,
26.6. – 23.8.1998
Im Rahmen der Anfang August im niederländischen Amsterdam stattgefundenen “Gay Games” – der Olympiade für Schwule und Lesben – gab es auch ein umfangreiches Kultur- und Ausstellungsprogramm. Die wohl aufwendigste und gelungenste Schau anläßlich der Spiele fand unter dem Titel “From the corner of the eye” im Stedelijk Museum statt. In einer Gruppenausstellung von insgesamt 14 teilnehmenden Künstlern und Künstlerinnen wurde der Versuch unternommen, internationale Kunst der Gegenwart zusammenzustellen, die den “homosexuellen oder queer Blick” als eine Folie über gewohnte Sichtweisen versteht. Dabei sollte die Rolle der Homosexualität in der Kunst und ihre Beziehung zur sogenannten “Mainstream”-Kunst untersucht werden. “Wenn Homosexualität die Norm herausfordert, dann fordert diese Ausstellung die eintönige Ästhetik der Schwulenkunst heraus”. Dabei ließ man sich durch den “poetischen und offenen Begriff queer” inspirieren, um sich jenseits des heterosexuellen und homosexuellen Mainstreams zu positionieren. Basis und Ausgangspunkt der Künstler war die Tradition von “Queer-Theory” und “Queer-Studies”, die Polaritäten wie hetero/homo und Mann/Frau in Frage stellt.
Der Blick aus dem Augenwinkel sollte geschärft werden, die Poesie der Zweideutigkeit an Format gewinnen. Dabei wurde dem Betrachter gleich im ersten Ausstellungsraum der Spiegel der Selbstreflexion vorgehalten. Mit der Installation eines großen konkaven Hohlspiegels von Cerith Wyn Evans, “Inverse, Reverse, Perverse”, wird der voyeuristische Blick des “Kunstglotzers” auf sich selbst zurückgeworfen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Arnoud Holleman, der wie Evans meist mit dem Medium Film arbeitet. Er präsentierte ein Video über den pornographischen Film “Musée Hom”…