Jürgen Raap
Friedrich Schröder-Sonnenstern
»Der dreifache Weltmeister aller Künste und seine Werkstatt«
Kunstmuseum Villa Zanders, Bergisch Gladbach, 24.10.2015 – 13.3.2016
„Man singt dem Heiland schöne Lieder, wie komisch ist doch diese Welt, dann schlägt man seinen Nächsten nieder, doch alles tut man nur für Geld“, spottete Friedrich Schröder-Sonnenstern 1967 in seinem „Rixdorfer Bilderbogen“. Seine Zeichnungen wollte er eigentlich immer nur als Illustration seiner Lebensphilosophie verstanden wissen. Immer wieder tauchen Spiralformen als Symbol für den Zyklus des Lebens in seinen Bildern auf, ebenso Kreuz, Anker und Herz als Symbole für den Topos „Glaube-Hoffnung-Liebe“. Das früheste der jetzt in Bergisch Gladbach ausgestellten Blätter trägt den programmatischen Titel „Die moralische Akrobatin“ (1950). Die „Eifersuchtstragödie“ mit einem gehörnten Mann, der seine Frau ersticht, kommentiert er als „Moralitätsirrsinn“.
Dass er mit seinen erotischen und albtraumhaften Szenen als bildender Künstler zeitweise großen Erfolg hatte, wunderte ihn: denn als er Ende der 1940er Jahre/Anfang der 1950er Jahre mit Blei- und Buntstiften zu zeichnen begann, kaufte ihm der Berliner Galerist Rudolf Springer alsbald die zwanzig besten Blätter ab. Der Sammler Siegfried Poppe machte 1955 Künstler wie Jean Dubuffet, Max Ernst und Hans Bellmer auf Schröder-Sonnenstern aufmerksam; die sind begeistert, und Ende der 1950er Jahre war er mit seiner phantastischen Bildwelt ein Star in der damaligen Kunstszene. Nur die Professoren an der Westberliner Kunstakademie rümpften die Nase über das bildnerische Panoptikum mit einer „Puckellore“ und einer drallen „modernen Eva“ (1956), die einen vergifteten Apfel reicht, und mit dem „dreifachen Rennweltmeister Mr. Rasewitz“, vor dem am Straßenrand eine Anhalterin ihr Gesäß entblößt.
In den…