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Ausstellungen: Oslo · von Ann-Katrin Günzel · S. 273 - 274
Ausstellungen: Oslo ,

Oslo
Frida Orupabo

On Lies, Secrets and Silence

Astrup Fearnley Museum 07.02.– 27.04.2025

von Ann-Katrin Günzel

Wie überdimensionale, an den Gelenken durch Clips zusammengeheftete paper dolls, blicken die aus verschiedenen Fotografien ausgeschnittenen und zu Collagen zusammengesetzten Frauenfiguren von den Wänden des beschaulich am Oslofjord liegenden Astrup Fearnley Museums. Alles überragende Standfiguren, imposant und eindringlich, aber auch liegende Körper in anatomisch unmöglichen Verwinkelungen sind dabei, fragmentiert, aus verschiedenen, nicht zusammengehörigen Körperteilen aneinandergefügt, sich überlagernd und ergänzend. Es sind ausnahmslos Schwarze Frauen, welche die norwegische Künstlerin Frida Orupabo (*1986, Sarpsborg) zeigt und die sie in ihrem Werk aus ihren historisch unterwürfigen Rollenbildern befreit und in Positionen der Autarkie bringt. Frauenkörper, die vom sexualisierten Objekt, zum starken, unabhängigen Subjekt werden und die den Blick herausfordernd auf die Besucher*innen richten. Überhaupt ist der Blick ein wesentliches Element dieser Ausstellung. Es ist die koloniale Sicht Europas auf afrikanische Frauen, welche die Künstlerin interessiert und die sie demontiert. Daraus entstehen Individuen, welche die Blicke, die sie treffen, erwidern, einen Dialog forcierend, wie Orupabo im Gespräch mehrfach betont. Denn den Blick auszuhalten, ihn zu kontern, bedeutet Widerstand und Aneignung von Selbstbestimmung und damit von Macht, so dass die Betrachteten sich der Objektivierung verweigern und stattdessen zu Betrachterinnen werden können.

In ihrem Werk spürt Orupabo, die als studierte Soziologin auch als Sozialarbeiterin tätig ist, die Gewalt auf, die in historischen Archiven, der Populärkultur und den digitalen Medien steckt. Es sind Bilder sexualisierter und ausgebeuteter Schwarzer Menschen, die sie findet, historisches Material, das sie zeitgenössisch sichtbar macht. Mittels der Technik der Fotomontage verhandelt sie…

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von Ann-Katrin Günzel

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