Paris
Frida Kahlo
Jenseits des Scheins
Palais Galliera 15.09.2022–05.03.2023
von Sabine Maria Schmidt
2004 wurde ein ungewöhnlicher Schatz gehoben. Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1954 beschloss der Maler Diego de Rivera (1886–1957), die persönlichen Gegenstände und die Kleider Frida Kahlos im Badezimmer des gemeinsamen Hauses, der Casa Azul in Mexiko, zu verschließen. Erst 15 Jahre später sollte dieser „Schrein“ wieder zugänglich gemacht werden. Aus unterschiedlichsten rechtlichen Gründen sind daraus letztlich 50 Jahre geworden. Umso auratischer wurden die rund 300 traditionellen und modischen Kleidungsstücke, Schmuck, Medikamente, orthopädische Vorrichtungen und diverse Objekte von der Kunstwelt aufgenommen. Als erste durfte die japanische Fotografin Ishiuchi Miyako mit ihrer 35 mm-Nikon die Objekte katalogisieren und in Szene setzen. Was sie mit ihren Fotos zeigte, waren gebrauchte Objekte, mit Spuren, Falten und Mottenlöchern. In Paris ist nun erstmals eine umfangreiche Ausstellung der persönlichen Gegenstände Frida Kahlos ausgerichtet, die diese trotz selbstreflexiver Kontextualisierungen wie kultische Reliquien präsentiert. Von der Puderdose bis zum Parfumflakon, dem Halsschmuck, Fingerringen und Haarnadeln, den Medikamenten und Schmerztabletten bis hin zu den wunderbaren Kleidern aus Tehuantepec ist alles perfekt in Szene gesetzt. Ruhe, Dunkelheit, Glaswände, schwere Vitrinen, pointierte Lichtinszenierungen: Domkammerschatz-Atmosphäre in allen Ausstellungsräumen und immer wieder Bilder von Frida, die den Vorzug hatte, von unzähligen berühmten Fotograf*innen wie Guillermo Kahlo, Tina Modotti, Edward Weston, Lola Álvarez Bravo, Gisèle Freund oder Toni Frissell fotografiert worden zu sein. Im Zentrum der Ausstellung stehen vor allem die orthopädischen Geräte, Krücken und Gipskorsette, die an die Ikonographie christlicher Leidenswerkzeuge erinnern können.
Heilige Frida, bitte für uns. Nicht nur in…