Stephan Berg
Fremdkörper – corps étranger – Foreign Body
Museum für Gegenwartskunst, Basel, 1.6. – 29.9.1996
Die Videoausstellung “Fremdkörper” im Basler Museum für Gegenwartskunst bezieht sich in ihrem Kern auf ein Paradox, das schon Rimbaud in seinem Diktum “Ich ist ein anderer” formuliert hatte. Dahinter steckt die für die Moderne zentrale Erkenntnis, daß, wie Julia Kristeva schreibt, “auf befremdliche Weise der Fremde in uns selbst (ist)”. Dieser Sachverhalt, der den aufklärerischen Impuls, wonach das Fremde nur außerhalb des Eigenen und im Sinne der Anverwandlung an das Vertraute zu denken wäre, nachdrücklich an das eigene Ich und seinen Körper zurückverweist, hat in seiner Konsequenz aber nicht nur dafür gesorgt, daß unser eigenes Ich zunehmend in seiner Konsistenz bedroht ist, sondern auch dafür, daß das einst völlig Fremde immer näher rückt. Erst wenn man sich selbst als Fremden erlebt, wird man mit dem Fremden leben können, so lautet folgerichtig die These, die dieser Ausstellung als dialektische Gelenkstelle dient.
Einen Film und sieben Installationen von Matthew Barney, Mona Hatoum, Gary Hill, Bruce Nauman, Marcel Odenbach und Bill Viola hat Theodora Vischer, Konservatorin am Gegenwartsmuseum, zur Illustration ihres Körper-Themas aufgeboten und damit einen der präzisesten, visuell reichsten Ausstellungsbeiträge zu diesem leider zu oft modisch verschenkten Zusammenhang erarbeitet. Erfrischend wirkt schon die hier klar artikulierte Entmystifizierung der Neuen Medien. Endlich einmal geht es nicht um die ewig prognostizierten Verheißungen der Virtualität, um ein mediales Schlaraffenland, in dessen digitalen Netzen sich die Vorstellung von Körperlichkeit und materieller Substanz längst restlos verloren hat. Statt dessen zeigt die Ausstellung in mustergültiger…