Sabine Müller
Freestyle – Werke aus der Sammlung Boros
Museum Morsbroich, Leverkusen, 4.2. – 1.4.2001
Sie verkörpert heute alles, was Warhol’s Marilyn für die Sechziger war: eine Ikone ihrer Zeit. Ein Top-Model: radikal sexy, gnadenlos trivial, absolut modern. Das ist Ausdruck und Gefühl einer ganzen Generation.” Man mag von einer solchen Einschätzung des Tillmans-Portrait “Kate with Broccoli” (1996) halten, was man will: die Ausstellung “Freestyle” lässt keinen Zweifel daran, dass Christian Boros, dieser ungewöhnlich junge Sammler mit Werbeagentur in Wuppertal, genau das sucht: Ausdruck und Gefühl einer (seiner) Generation. Und dies ist so erstaunlich nun wieder nicht. Besonders fündig geworden ist er offenbar bei Wolfgang Tillmans. Mit den dreißig Titeln, die im Werkverzeichnis des Katalogs unter seinem Namen aufgeführt sind, steht er ganz klar an der Spitze der Sammlung, auch wenn viele kleinformatige Arbeiten darunter sind. Die anderen Künstler gruppieren sich gewissermaßen um Tillmans herum. Da gibt es die Fraktion der Young British Art mit Tracey Emin, Damien Hirst, Sarah Lucas und Paul Morrison; Weltreisende wie Rirkrit Tiravanija, Olafur Eliasson und Elizabeth Peyton; die jungen Deutschen mit John Bock, Michel Majerus, Daniel Pflumm, Tobias Rehberger und Stefan Kern – flankiert von Andreas Slominski, Jahrgang 1959 und Steven Gontarski, 1972 geboren und somit jüngstes Familienmitglied. Alle anderen sind in den 60ern dem Mutterschoß entschlüpft, jener Epoche, für die Warhol’s Marilyn…
Wer nun aber eine nervenzerrende Mutprobe à la “freeze” erwartet oder wenigstens nach dezent untergemischten Unappetitlichkeiten Ausschau hält, wird kaum fündig werden. Man sieht: es geht auch anders. Kein Formaldehyd, kein Lärm, keine Essensdüfte….