UTA M. REINDL
Fréderic Bruly Bouabré
Galerie Susanne Zander, Köln, 20.1. – 9.3.2004
In vielen Großschauen schon – so auch auf der Documenta 11 – führten die postkartengroßen Bilder Fréderic Bruly Bouabrés zu stiller Kontemplation mitten in dem großen Bildergedränge solcher Veranstaltungen. Und dies durchaus im Sinne des 1923 geborenen Künstlers – trägt er doch den Zu-Namen Cheik Nadro, der Künder. Archaische Zeichen- und Bildwelten verschmelzt Bruly Bouabré und tritt als Chronist der vom Aussterben bedrohten Sprachen und Zeichen auf, der mit seinen “Peinture Scripturaire” erzählt, auch gerne belehrt, appelliert, vor allem verrätselt und ironisiert. Damit faszinierte er 1989 die Kunstwelt außerhalb Afrikas erstmalig und bezeichnenderweise in der einflussreichen Pariser Großausstellung “Magicien de la Terre”, die den eurozentristischen Blick der Kunstwelt neu richtete.
Liegt der Reiz in der Einfachheit der von Bouabré behandelten Sujets, in der mystisch anmutenden Umschriftung dieser Bilder oder gar im ungewöhnlich kleinen, vor allem gleichbleibenden Format der Arbeiten des an der Elfenbeinküste lebenden Künstlers? Oder aber in der eigenwilligen Verschmelzung von ethnischer Kosmogenien mit versteckten Anspielungen auf westliche Ikonografien oder gar dem strukturalistischen Umgang mit Lyrismen? Die stets aus armen Materialien gefertigten Text-Bilder sind meist 15 x 9.5 Zentimeter groß, das auf Papp-Karton mit Buntstiften und Kugelschreiber gezeichnete Motiv umgibt ein von Hand gezogener Rahmen, in den Bruly Bouabré mit wackeligen Versalien ganz exakt Titel und Datum der Arbeit notiert. Maximal drei, vier verschiedene Motive umfasst sodann das Bildfeld im Zentrum, auch bearbeitete er seine Sujets in klar umrissenen Zyklen. Waren die Darstellungen in den siebziger, achtziger Jahren in…