Johannes Meinhardt
Fred Sandback: Zeichnungen
»Materialität des Raums«
Kunstmuseum Winterthur, 9.5. – 27.7.2014; Albers Museum, Bottrop, 24.8. – 9.11.2014; Museum Wiesbaden, 28.11.2014 – 22.2.2015
Das Kunstmuseum Winterthur – und daran anschließend das Albers Museum, Bottrop, und das Museum Wiesbaden – zeigt Zeichnungen von Fred Sandback, 1943-2003. Diese umfangreiche Ausstellung mit über 140 Zeichnungen von 1967 bis 2000 ist auch die erste Retrospektive seiner Zeichnungen.
Zeichnungen besitzen im Werk von Fred Sandback sehr unterschiedliche Funktionen und Eigenschaften; die einfachste, von ihm auch selbst benützte Unterscheidung ist die zwischen `spekulativen´ und dokumentarischen Zeichnungen. Dokumentarische Zeichnungen kommen nach einer Rauminstallation, nach einer `Skulptur´ (Sandback beharrte auf diese Gattungsbezeichnung), und bewahrt diese, vergleichbar einer Fotografie (welche aber den Raum nicht umreißen und aufreißen kann), während seine Skulpturen selbst extrem vergänglich und flüchtig sind; `spekulativ´ sind Zeichnungen, die vor der Realisierung einer Rauminstallation gemacht wurden, wobei deren Bandbreite von Entwurfsskizzen für konkrete Arbeiten bis zu `Partituren´ (scores) reichen, die eher eine skulpturale Idee notieren, teilweise sogar in Serien von Zeichnungen erproben, als eine bestimmte Arbeit zu planen oder zu entwerfen. Zu der schwankenden Funktion seiner `spekulativen´ Vor-Zeichnungen erläuterte Sandback: „Das ist ziemlich chaotisch, denn einige spekulieren über einen Ort, der nicht existiert, andere über einen Ort, der existiert, und andere mischen sich mit Nostalgie, mit der Erinnerung an einen Ort, der existiert hat.“
Sandbacks Zeichnungen sind gewissermaßen stabiler, dauerhafter und (durchaus mehrdeutig gemeint) realer als seine Rauminstallationen: denn bei diesen handelt es sich um Linien im Raum, anfänglich um Drähte, ab 1968 um gespannte farbige Acrylgarnfäden, die er um…