Raimund Stecker
Fred Sandback
Kestner Gesellschaft Hannover:
Diagonal Constructions/Broken Lines, 20.2.-21.4.1987
Westfälischer Kunstverein Münster:
Vertical Constructions, 6.3. -20.4.1987
Schloß Morsbroich Leverkusen:
Die gesamte Graphik, 27.1.-15.3.1987
Galerie Borgmann-Capitain, Köln:
Druckgraphik 1975-86, 23.2.-21.3.1987
Die Linie in ihrer dreidimensionalen Präsenz, mit ihrer räumlichen Wirkkraft, isoliert gleichsam wie eine rein selbstreferenzielle »Skulptur«, das war Gegenstand der beiden Ausstellungen von Fred Sandback in Münster und Hannover. Benutzte Marcel Duchamp im Jahre 1942 noch »Eine Meile Schnur«, um die Ausstellung »First Papers of Surrealism« zu durchweben, den Ausstellungsraum also vermittels der ein Netzwerk bildenden geschnürten »Linien« unbetretbar werden zu lassen, so stellt uns Sandback vor das Ding-an-Sich, vor die dreidimensional präsente Linie als sich selbst repräsentierendes visuelles Faktum, als unbenutzt freies, autonomes Moment der Anschauung: In der Kestner-Gesellschaft spannte er seine zum Teil zweifarbigen Acrylwollfäden diagonal oder diagonalartig in den Raum, hier werden die wollfadenen Linien noch zur Skulpturbildung benutzt; im Westfälischen Kunstverein waren sie alle einfarbig und senkrecht von der Decke zum Boden gespannt, hier schien die Linie selbst, die bei Sandback immer eine Gerade ist, als Skulptur auf.
Und so simpel, da reduziert, seine Ausstellungen sind, so komplex sind die ästhetischen Erfahrungs- und die dadurch katalysierten Reflexionshorizonte. Ist jede Linie – jeder gespannte Acrylwollfäden – die sich sowohl durch eine leicht ausfasernde Qualität wie auch durch eine leicht gespindelte Drehung räumlich verhält, das Werk, oder ist es der Raum, den die je einzelne Linie gemeinsam mit anderen umschreibt? Ginge es Sandback um das Zuletzterwogene, so wäre die Linie auch für ihn nur benutztes Vehikel, ein Mittel,…