Frauenzimmer
Galerie Klüser & Galerie Klüser 2 30.05. – 29.07.2017
von Martin Blättner
Die Furcht, „aktuell geltenden Maßstäben politischer Korrektheit“ nicht zu genügen, ist immerhin so groß, dass die Galerie Wert darauf legt, zu betonen, die Ausstellung „Frauenzimmer“ sei nicht unter dem „Primat feministischer Kriterien“ zusammengestellt worden. Klären wir zunächst also einmal den Begriff „Frauenzimmer“ als solchen. Bekanntlich bezeichnete man noch im 15. Jahrhundert an den Höfen den gesamten Hofstaat einer adeligen Hausherrin samt ihrer Gemächer so. Erst seit dem 17. Jahrhundert wird diese Bezeichnung von Bänkelsängern auch auf einzelne Frauen angewandt: „Moritaten“ und so fort. All das ist hier natürlich so nicht gemeint, sondern im Mittelpunkt stehen Werke von Künstlern, die sich mit dem Frauenbild der Moderne auseinandersetzen. Dass es da sehr viele Facetten gibt, ist der Galerie selbstredend klar und ebendies versucht sie – bei allen Einschränkungen des Möglichen – in den beiden Galerien aufzuzeigen: Gesellschaftliche und ethisch-moralische Veränderung sind über einen Zeitraum von zwei Jahrhunderten ohnehin nicht auszuschließen.
So gesehen müssen das Doppelportrait des Pornostars Briana Banks, den der Fotograf Timothy Greenfield-Sanders einmal unbekleidet und einmal angezogen abgelichtet hat, ebenso wie alle anderen Werke der teilnehmenden Künstler eigentlich ausschließlich nur in die Waagschale der ästhetischen Beurteilungen gelegt werden: Inwiefern die Darstellerin nach der Aufnahme des Künstlers wieder an möglicher Wertschätzung zurückgewonnen hat, muss somit nicht beurteilt werden. Doch wie schwer es gesellschaftlichen Gruppierungen fällt, Kunst von Ideologien welcher Seite auch immer frei zu halten, zeigt etwa, wie Olaf Metzels lebensgroße Bronze einer nur mit Kopftuch verhüllten Figur vor Jahren…