Franz Thalmair
Franz Graf
»Derr Schrecken jedoch vermeerte mein Interesse«
Bawag Contemporary Wien, 7.7.2 – 28.8.2011
Freiwillig und einvernehmlich beteiligen sich die handelnden Personen an sadomasochistischen Erfahrungsspielen zwischen Dominanz und Submission, sie lassen sich fesseln oder knebeln, sie peitschen oder zurren die Seile noch eine Spur enger – die Gleichberechtigung der Partner, ihre Eigenständigkeit, wird für einen bestimmten Zeitraum aufgegeben, ein vorzeitiges Aussteigen ist mit vereinbartem Code jedoch jederzeit möglich. Franz Graf stellt anlässlich der Eröffnung seiner Ausstellung „DERR SCHRECKEN JEDOCH VERMEERTE MEIN INTERESSE“ fest: „Alles, was ich zeichne, habe ich am eigenen Leib erlebt.“
Abgeschnürte weibliche Brüste, durch Schleifen, Binden oder Gurte bedeckte Augen und Münder; Adern, die in ruhenden Körpern das Blut unmerklich zum Herzen führen, quellen hervor und treten aus denselben Körpern heraus: Franz Graf zeigt in seiner Personale in allen drei Räumen der Bawag Contemporary mit chwarzer Tusche und Graphit gezeichnete Frauengestalten. Dabei sind aber gefesselten Frauen, deren Körper in einem Ausnahmezustand zwischen Schmerz und Erregung festgehalten wurden, nur eines der zahlreichen Motive, die sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung des 1954 in Österreich geborenen Künstlers ziehen und das netzwerkartige Referenzsystem immer engmaschiger werden lassen je tiefer man in seinen Kosmos eindringt.
Als Devotionaliensammlung im buchstäblichen wie übertragenen Sinn könnte man die äußerst dichte wenngleich keineswegs überfüllte Ausstellung beschreiben. In einer musealen Vitrinen befinden sich Objekte aus Glas, Metall und Kunststoff, deren Form nicht eindeutig zuordenbar ist, die aber gleichzeitig offen genug ist, um sexuell interpretiert zu werden. Auf zu Sockeln gestapelten Holzpaletten liegen vor sich hinrostende Eisenkreuze,…