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Ausstellungen: München · von Gabi Czöppan · S. 358 - 359
Ausstellungen: München , 1991

Gabi Czöppan
Franz Gertsch

»Holzschnitte«
Städtische Galerie im Lenbachhaus, München,3.7. – 25.8.1991

Sein Name ist immer noch mit einem Kunstbegriff verbunden, der in Europa von kaum einem anderen Künstler mit derartiger technischer Raffinesse auf den Punkt gebracht wurde. Der Schweizer Maler Franz Gertsch, Jahrgang 1930, hat mit seinen überdimensionalen fotografisch exakten Rasterbildern vor mehr als 20 Jahren den Hyperrealismus mitbegründet. Von wandfüllenden Diaprojektionen übertrug Gertsch damals seine Motive: alltägliche Szenen am Strand, im Badezimmer, auf der Straße mit meist langhaarigen Jugendlichen der ausklingenden Hippiegeneration, deren Formen er in phosphoreszierenden Farbwerten entmaterialisierte und in ein transparentes Licht tauchte. Es waren illusionistische Zeitdokumente, verblüffend in ihrer scheinbar fotografisch exakten Wiedergabe der Wirklichkeit, entlarvend in ihrer malerisch minimal manipulierten Reproduktion. “Bilder von Bildern von Bildern von Bildern”, nannte sie der Künstler später – und nahm damit genaugenommen bereits einen Diskussionspunkt zur Kunst der 80er Jahre vorweg.

Sein technisches Verfahren zum Erstellen von Bildern über die Unanschaulichkeit des “Realen” hat Gertsch seitdem enorm verfeinert. Er vertauschte Leinwand und Pinsel mit Holzplatte und Hohleisen, ritzt in Tannen- oder Lindenholz millimeterfeine Lichtstellen und druckt von den verbleibenden Schattenstellen auf ein spezielles Japanpapier in abgestuften Farbserien. Gertsch benutzt nur reine Pigmente, die auf den monochromen Drucken meist ein verhaltenes pastoses Leuchten verbreiten und, wie sonst fast nur auf Pastellkreidezeichnungen, zarte Übergänge von Licht und Schatten bewirken. Es scheint, als habe der Maler nach dem letzten Gemälde im Frühjahr 1986 (“Johanna II”) und einer Schaffenskrise erst sein eigentliches Medium entdeckt: den Holzschnitt. Von weitem betrachtet erinnern seine feinen Drucke mit den…



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