Marlis Grüterich
Franz Eggenschwiler
Bei Franz Eggenschwiler ist die Ordnung der Dinge anders, so anders wie sie es nur in dem überschaubaren Musterländle Schweiz sein kann. Wo die Häuser im Tal stehen und dazwischen auf grünen Almen glückliche Kühe weiden, da kommen Künstler schon darauf, daß im großen und ganzen vielleicht alles so sein muß, so friedlich und ordentlich wie es seit eh und je ist, aber im Detail entdecken sie Ansatzpunkte für die anarchistische Auflehnung der Phantasie und die Explosionskraft der Komik. Gerade im Detail beweist sie, daß man alles auch unvernünftig sehen kann und daß das auch seine Logik hat, allerdings keine geradlinige – nein, die verschlungene von Käuzen, die es besser wissen, weil sie zeigen können, wie lebendig der Un-Sinn ist. Das ist Sinn, der gegen die gelehrten Regeln verstößt und dabei doch lernwillig aufmerksam die Welt ansieht, aus der Nahsicht und mit Lust am unbegründbaren paradoxen Axiom. Vitaler Unsinn denunziert, desavouiert leblose Rationalität.
Eggenschwilers Objektkunst situiert sich zwischen den unsinnigen Sinn-Objekten von Jean Tinguely, Daniel Spoerri und des zeitweisen Schweizers und ewigen Freundes Dieter Rot. Eggenschwiler bastelt Monumente und Monumentchen, die halb erkennbar – halb vom Titel her aufzuschlüsseln sind. Sie sind keineswegs so lapidare Kunstsprache wie Tinguelys funktionslose aber phantastisch funktionierende Ornament-Maschinen oder Spoerris Fallenbilder, die nach dem Motto ‘Leben und Kleben’ (D. Rot) (schon vor den Spurensicherern einer fiktiven Vergangenheit) eigene Lebenssituationen für die Betrachtung fixierten und distanzierten. Näher kommt Eggenschwiler schon Dieter Rots Auffassung von Sprache: etwas mehr – etwas weniger, und Rots Idealvorstellung vom…