Franz Blaas
geb. 1955 in Passau, lebt in Wien
WIENFLUSS
Gnädigste! Wirklich – ein Zeck könnte mich jetzt lahmlegen. Meine Abwehrkräfte und Reserven sind nach zwei Jahren Wien gleich Null. Ob mich ständiges Warten oder freundlichste Bequemlichkeit ausgesaugt haben? Vielleicht kalter Wind, ewiger Baulärm, allgegenwärtige, vergangenheitsträchtige Architektur mit ihren müden Menschen – alte, nicht greifbare Erscheinungen, weit abseits von Aktivität. Leicht in Schwebe, mit versteckten Aggressionen und pathologischer Beklommenheit – wenigstens ist noch Sommer. Die Düfte reifen, die Leidenschaften werden eines Tages wieder ins Bewußtsein vordringen – Leidenschaft ist doch gemeint, wenn ich denke:
Vorbei am blinden Engpaß der Kunst, Binnenlandmatrose, segle!
Franz Blaas (1984)
Franz Blaas zählt zu jenen österreichischen Zeichnern der jüngeren Generation, die die Möglichkeiten dieses Mediums, das gegenwärtig in engstem aktualisiertem Konnex zur neuen Malerei steht, im Sinne geistiger Spurensicherung und notwendiger Selbstfindung nützen. Worum es ihm geht, ist die Authentizität, die Ursprünglichkeit und das Spontane einer Aussage, einer bildnerischen Notwendigkeit.
Franz Blaas ist ein überaus sensibler, an der vollen Ausschöpfung persönlicher Erfahrung interessierter Künstler. Stilistisch da und dort der Zeichnung der »Neuen Wilden« (Paladine, Chia, Penck), aber auch gewissen Beispielen aus dem Bereich zustandsgebundener oder psychopathologischer Kunst verwandt, hält sich Blaas an lapidare Chiffren des Introvertierten.
Peter Baum