MONA THOMAS
Frankreich
BEISPIELE EINER REICHEN KUNSTSZENE
Frankreichs Kunst ist zwar gut, aber knapp auf der DOCUMENTA IX vertreten. Unterschiedliche Positionen und Generationen werden mit Martial Raysse und Eugène Leroy, mit Jean Pierre Bertrand und Jean-Michel Othoniel erkennbar. Vor allem die Wahl des Künstlers, der sich beharrlich hinter dem Titel – und Anspruch – »Ready mades belong to everyone« versteckt, kann man als kennzeichnend für einen »esprit français« deuten. Es gibt aber noch einen anderen Geist in der Kunst Frankreichs, ja im Plural: andere Geisteshaltungen und Kunstverständnisse. In so manchem Fall knüpft Kunst an Kunst an, Wandlungen passieren in Nuancen. Allein um solche Entwicklungen zu beleuchten, lohnt sich ein weiterer Blick auf die Kunstszene Frankreichs.
In Frankreich wurde die gesunde Ironie der 70er Jahre – finanzschwach, doch experimentierfreudig – durch die 80er Jahre plattgewalzt: Bilderreiz, Herrschaft der Ware und ein ins Zynische verkehrtes Lächeln. – Wieviele Werke sind nicht in Bedeutungslosigkeit abgeglitten, indem sie Hintersinn über Hintersinn und Anspielung über Anspielung durchexerzierten, weil sie übertriebenen Distanzierung- svorstellungen aufgesessen waren – falls sie nicht einfach unter dem Druck des Marktes von der Bildfläche verschwunden sind. Noch vor 1990 traten freilich Ermüdungserscheinungen ein. Die zum Verbrauch bestimmte Produktion reizt nicht mehr: Zahlreiche Künstler besinnen sich auf ein in Mißkredit geratenes Vokabular, setzen sich lieber mit den Bezügen zwischen ihrer Praxis und anderen ästhetischen Ansätzen auseinander, stellen wieder höhere Anforderungen an sich selbst, wobei die Krise des Kunstmarktes und wohl auch der Werte eine Rolle gespielt haben mag. Wird in Zukunft die Reichhaltigkeit eines Werkes wieder…