BIENNALE – GIARDINI
Frankreich
JEAN-PIERRE BERTRAND (Interview S. 298), HUANG YONG PING
KOMMISSAR: HOU HANRU, DENYS ZACHAROPOULOS
PAVILLON: UMBERTO BELLOTTO
Kaum ein anders Kunstgehäuse auf dem Biennale-Areal ist wohl in den vergangenen 15 Jahren so oft baulich verändert worden wie der französische Pavillon. 1986 ließ Daniel Buren den Putz nach Maßgabe seines Streifenrapports abschlagen. 1990 schlitzte der Architekt Jean Nouvel das Gebäude vertikal auf, da es ja ohnehin bis zur Biennale des Jahres 1992 durch einen Neubau ersetzt werden sollte1, der dann ebensowenig zustande kam wie die Ausstellung (erst 1993 gab es wieder eine Biennale). 1995 verwandelte Jean-Pierre Raynaud den Bau in eine rundum, von der Decke bis zum Boden ausgekachelte Totenkammer. Jetzt hat Huang Yong Ping, in Deutschland vor allem durch seinen Mega-Flaschenständer für die “Skulptur.Projekte Münster 1997” bekannt, das Dach des Pavillons durchstoßen, um neun Monstern Platz zu schaffen, die auf etwa zehn Meter hohe Baumstämme montiert sind. Teilweise stehen sie im Gebäude, teilweise außerhalb, so daß Gu Yu, der Flügelfisch, oder Zhu Huai, die vierhörnige Kuh mit Schweinsohren und Menschenaugen, sowie die übrigen fünf unheilkündenden Fabelwesen aus der chinesischen Mythologie so etwas wie eine Prozession künftiger Desaster und drohender Katastrophen ergeben. Eine irrationale Störung des rationalistischen Mainstream, ein Einbruch des Ostens in westliche Selbstgefälligkeit, eine Andeutung, eine Spur, die vielleicht zu einer neuen Weltsicht oder ins Nichts führt. Insofern korreliert die Arbeit von Huang Yong Ping mit dem Beitrag von Jean-Pierre Bertrand, der “das Sprechen dem Gesagten, das gesprochene Wort dem Geschriebenen, die Spur dem Monument”2 vorzieht und der in…