Michael Stoeber
Frank Gerritz
»Invitationals/Auctions«
Weserburg, Museum für moderne Kunst, Bremen, 11.4. – 30.5.2010
Frank Gerritz ist ein Meister darin, Gegensätzliches und Disparates in seiner Kunst zusammen zu führen und zu harmonisieren. Souverän bildet er paradoxe Paare, die bestens miteinander klar kommen. Gerritz ist ein Zeichner und Maler, der sich als Bildhauer versteht. Aus Myriaden von Strichen formt er große und großartige Werke. Er behandelt Flächen und schafft dabei Körper und Räume. Er arbeitet abstrakt und erzählt Geschichten. Die Quadrate und Rechtecke seiner Werke sind nicht nur geometrische, sondern auch affektive Konstruktionen. Sie erfassen die Welt in kartesianischer und emotionaler Weise. Gerritz ist stets in den Maßen seiner Bilder vorhanden. Sein Kopf, Schultern, Arme, Beine sind die Parameter ihrer Formate. Mit der rigiden Verknappung seiner künstlerischen Mittel schafft er welthaltige Werke. Wenn er Wände, MDF Platten oder eloxiertes Aluminium mit den Spuren seines nimmermüden Stiftes (Grafit oder schwarzer Paintstick) überzieht, erzeugt er eine Wirklichkeit aus Hell und Dunkel, Schwarz-Weiß und Grau. Es sind die Farben des Geistes, die aufleuchten, wenn die Eule der Minerva zum Flug ansetzt. Aber zugleich dekorieren sie auch die Welt des Edgar Allan Poe, der Gothic Novel und des Film noir. Die Etiketten, mit denen man Gerritz zu fassen versucht, werden ihm alle nur unzulänglich gerecht: Minimal-Künstler, Post-Minimal-Künstler, Konzeptkünstler oder auch „der letzte Hardliner der Abstraktion“, so der amerikanische Kurator und Kritiker Donald Kuspit. Erstaunt konstatiert er in Gerritz’ Werken sowohl die Gegenwart des Sakralen wie die des Affektiven, die Gegenwart Gottes und die des Menschen. Aber genau…