Frank Bowling
Mappa Mundi
Haus der Kunst
23.06.2017 – 07.01.2018
von Jolanda Drexler
Das Haus der Kunst bietet derzeit eine überraschende und geradezu ehrfurchtgebietende Ausstellung über den 1934 in Bartica, Britisch-Guayana, geborenen Maler Frank Bowling. Dieser, der dem hiesigen Publikum kaum bekannt sein dürfte, obgleich er zu den bedeutendsten britischen Künstlern der Nachkriegszeit zählt, wird hier überwiegend mit stattlichen Monumentalformaten gefeiert. Direktor Okwui Enwezor, der zusammen mit Anna Schneider diese bisher größte Überblicksschau kuratiert hat, schätzt Bowling offenbar besonders: Er nahm ihn schon in die spektakuläre Postwar-Ausstellung auf, und die Presse kam diesmal sogar in den Genuss einer gut einstündigen Führung.
Bowling verließ 1953 mit 19 Jahren seine Heimatstadt New Amsterdam mit dem Ziel London, das damals eine Einwanderungswelle aus der Karibik und anderen Ländern des British Empire erlebte. Nach anfänglichen literarischen Ambitionen wandte er sich der Kunst zu und erhielt 1962 zum Abschluss am Royal College of Art die Silbermedaille für Malerei, während David Hockney mit Gold ausgezeichnet wurde. Sein expressionistischer Stil blieb noch dem Gegenstand verhaftet („noch von Goya und dem alten Zeug geprägt“, wie er selbst bekennt) – die Katalogautorin Zoe Whitley spricht anschaulich von „so etwas wie einem Bacon’schen Expressionismus“. Als Sohn eines hartherzigen Polizisten und einer geliebten, als Näherin sehr erfolgreichen Mutter war Bowling stets vom Ehrgeiz getrieben. So lockte ihn nun New York, das mit seiner avancierten Kunstszene die einstigen europäischen Avantgarde-Zentren abgelöst hatte: 1966 überquerte er abermals den Atlantik, um sich in einem äußerst lebendigen, politisch wachen Kunstmilieu völlig neu zu orientieren. Es…