Reinhard Ermen
Frank Badur
Die Raster versprechen Ordnung, sie gliedern das Blatt mit ihrem Gleichmaß, das Bildfeld, das frei auf dem Blatt liegt, wird zum größten Teil davon in Besitz genommen. Den kleineren Teil nimmt in der Regel ein Farbfeld ein, ein monochromes Stück Malerei, genau und neutral, wie eine Intarsie und so deckend, das man nicht weiß, ob das Gitter unter der Farbe weiterläuft. Das kann ein Balken sein oder ein L-förmiger Riegel, eingefasst und ins Bild geholt, durch eine zarte Umrisslinie. Wieder stellt sich ein Anschein von Ordnung ein, der sich erst beim genauen Hinsehen relativiert, denn neben die exakten, mit dem Lineal gezogenen Gitterstrukturen sind aus der freien Hand weitere, höchst diskrete Linien gesetzt, die unterstützen und teilen. Die schöne Präzision wird durch einen agogischen Gestus belebt, die Ordnung wankt für einen Augenblick und wird letztlich mit einer frei atmenden Lineatur bestätigt. Der Begriff ‚Arbeit auf Papier’ (ergänzt durch die Beigabe der technischen Angaben wie: Bleistift und Gouache auf Arches Bütten) drängt sich auf, doch im Zweifelsfalle sind das ‚Zeichnungen’ in Reinkultur schon wegen der quantitativ dominierenden linearen Gitter, etwa in den „Grid Drawings“. Außerdem: Die klassischen Rahmenbedingungen der Moderne und ihrer lebendigen Gegenwart im Hier und Jetzt sind in jedem Augenblick erfüllt. Die Felder werden gewichtet, das Lineament (manchmal auch auf einem zarten, farbigen Fond) gleicht die farbgesättigten Riegel aus, die oft genug ohnehin wie (sehr) breit ausgeführte Linien wirken. Angestrebt wird womöglich ein vollkommener Ausgleich im gesetzten Rahmen: grundsätzlich und menschenfreundlich! Im übertragenen Sinne ist das…
