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Ausstellungen: Bonn · von Jürgen Raap · S. 276 - 277
Ausstellungen: Bonn , 2015

Jürgen Raap
Frank Auerbach

Kunstmuseum Bonn, 4.6. – 13.9.2015

Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hat einmal erzählt, wie er in den 1930er Jahren in Berlin seinen Cousin Frank Auerbach als Babysitter hüten musste, bevor die jüdischen Eltern einige Jahre später den knapp achtjährigen Frank 1939 mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit bringen konnten. Seine Eltern wurden von den Nazis 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Nach Deutschland kehrte der Maler nie wieder zurück, und es heißt, er reise auch sonst äusserst ungerne. Der heute 84jährige habe seit seiner Einschiffung 1939 in Hamburg höchstens vier Wochen außerhalb von Großbritannien verbracht. Dass er selbst London fast nie verlässt, gehört zu einem Lebensstil, den er z.B. mit René Magritte teilt, der sich außerhalb Brüssels auch nie recht wohl fühlte. Auerbachs Stadtansichten geben denn auch vor allem die unmittelbare und ihm vertraute Umgebung wieder, in der er lebt und arbeitet. Im Atelier bevorzugt er desgleichen für seine Porträts fast nur Modelle, die nach einem festen Stundenplan über längere Zeiträume immer wieder zu ihm kommen. So haben denn innerhalb dieser exakt strukturierten Alltagsabläufe die Wiederholung oder Variation eines Motivs einen ganz anderen künstlerischen Eigenwert als in den Werkreihen anderer Maler.

Umfangreiche Zeichnungen als Vorstudien zu den Bildern dienen einer intensiven Ergründung des Sujets: in der Kohlezeichnung „Head of E.O.W.“ (1959/60) hebt Auerbach die Wangenknochen und das Kinn durch Aussparung hervor – die an diesen Stellen weiß gelassenen Partien betonen durch diese Kontrastwirkung das künstlerische Interesse an der plastischen Anatomie. Bei einem „Selbstporträt“ (1958) geht er zeichnerisch ähnlich vor,…


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