Claudia Posca
François Morellet
»Interventionen«
Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, 23.4.-11.6.1989
Werke der konkreten Kunst, wie die von François Morellet (geboren 1926 in Cholet/Frankreich) haben einen selbstreferentiellen Charakter. Form und Inhalt sind in eins gegeben und verweisen nicht im abbildlichen Sinn auf eine außerbildliche Gegenstandswelt. Indem Morellets Arbeiten Elementarität und Reduktion im Modus der Vereinfachung verbildlichen sind sie mit der Minimal Art verschwistert und suggerieren Aspekte der Op-Art, der sie dennoch nicht wirklich zugehören. Diese Merkmale konkreter Kunst sind im Falle François Morellets auf eigentümliche Weise präsent: in ihrer rationalen Elementarität steckt eine ambivalente Struktur, die sich selbst zu unterwandern scheint. Dies könnte als Intervention erscheinen und so gesehen, hätte man den Titel einer Ausstellung mit Werken von Morellet selbsttätig gefunden, unter dem das Westfälische Landesmuseum Münster frühe Bilder, raumbezogene Arbeiten, Fotodokumente öffentlicher Auftragsarbeiten, ein Kinetikobjekt, sowie eine hervorragende Rauminstallation im Lichthof des Museums präsentiert.
Wie es in dem dort gegebenen Überblick deutlich wird, widerspricht die konkrete Struktur der Werke dem Schein simpler Formulierung, in der sich Morellets Bilder verkörpern. Seine Tafelbilder der 60er/70er Jahre zeigen, wie ein-fache Strukturen, z.B. die eines Maschendrahts, zu irritierenden Komplexionen werden sobald Struktur und System durch Doppelung und/oder Verschiebung manipuliert wird. Auf diese Weise entsteht ein Augenreiz, der logisch begründbar, doch phänomenal unerklärlich ist. Es ist dies die Spannung und der Bildsinn zwischen einer “Seinsstruktur” und einer “Erscheinungsstruktur” des Bildes, den die Ausstellung durchgängig vor Augen führt. Dementsprechend wird auch deutlich, daß Kontinuität im Werk Morellets analog zur paradoxalen Bildstruktur entwickelt ist, nämlich insofern widersprüchlich-aporetische Bildsituationen die…