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Ausstellungen: Wien · von Rainer Metzger · S. 357 - 359
Ausstellungen: Wien , 2004

RAINER METZGER
Francis Bacon und die Bildtradition

Kunsthistorisches Museum, Wien, 15.10.2003 – 18.1.2004
Fondation Beyeler, Riehen, 8.2. – 20.6.2004

Sigmar Polke malte einst ein Bild namens “Carl Andre in Delft”. Es waren die einschlägigen blauen Kacheln mit Windmühlen und Kanälen drauf, die Polke auf dem Gemälde an- und untereinander reihte, und es war dann der ebenfalls auf der Leinwand angebrachte Titel, der die Ironie hinzufügte: Wer wollte, konnte in dem Gefüge an Quadraten also die minimalistische Auslegeware Carl Andres sehen. Es mussten mehr als zwei Jahrzehnte vergehen, bis ein Kurator auf den Gedanken kam, der so naheliegend war wie er in dieser Naheliegendheit das Dämliche streifte. Udo Kittelmann, der heute das Frankfurter Museum moderner Kunst leitet, machte also irgendwann in den späten Achtzigern die einschlägige Ausstellung und hing nicht nur den Polke an die Wand, sondern legte einen Andre davor hin. Der Ort war etwas unwirtlich, das Souterrain des Münchner Kunstforums Maximilianstraße, passte aber zum Experiment. Insgesamt konnte man streiten über diese Strategie. Man konnte sie aber durchaus für gelungen halten.

Nun haben sie im Kunsthistorischen Museum in Wien etwas ähnliches gemacht, wie es damals Polke wiederfuhr. Francis Bacon, der es im 20. Jahrhundert als einziger schaffte, dem Prinzip Papst zu huldigen, der es noch einmal mit van Gogh probierte und der sich unter den Nagel riss, was er von Rembrandt und Velazquez bis Picasso sah, hat seine Vor-Bilder vor die Nase gesetzt bekommen. Wie Carl Andre vor Polke machen nun Rembrandt, Velazquez und Picasso, aber auch Tizian und Edweard Muybridge vor Bacon…


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