AMINE HAASE
Francis Bacon
DAS ECHO DES SCHREIS
Francis Bacon war Ire. Er lebte seit seinem 18. Lebensjahr in London und war der Malerei verfallen wie andere einer anderen Sucht. Er glaubte, »daß der Mensch ein Zufall, ein völlig zweckloses Geschöpf« sei. Das Wort »Zufall« hat im englischen »accident« die zweite Bedeutung »Unfall«. Francis Bacon hielt das Leben für absolut bedeutungslos. Er war einer der bedeutendsten Maler dieses Jahrhunderts und ist als solcher schon heute in die Geschichte eingeschrieben. Er sollte einen Ehrenplatz im aktuellen documenta-Geschehen erhalten. Daran ändert auch sein Tod eineinhalb Monate vor Eröffnung der Kasseler Veranstaltung nichts. Seine Bilder der Zerrissenheit, der Bodenlosigkeit, des Ausgeliefertsein der menschlichen Existenz sind ein wichtiger Angelpunkt dieser documenta, bei der Jan Hoet ausdrücklich den Körper, das menschliche Maß, betonen will. Nur Francis Bacon selber wird nicht mehr sehen, in welchen Zusammenhang künstlerischer Zweifel, physischer Zerstörung seine Bilder geraten sind. Vielleicht hätte er feststellen müssen, daß seine gemalten Alpträume von der ästhetisch gesetzten Wirklichkeit seiner jüngeren Kollegen eingeholt worden sind. Aber ist die gemalte, die umgesetzte, die übersetzte Realität nicht irritierender, anrührender als die Setzung eins zu eins?
Die Bilder von Francis Bacon sind ständig wiederholte Versuche, der Wirklichkeit auf die Spur zu kommen, ohne sich mit der simplen Abbildung zu begnügen und ohne das Geheimnis der Zeichen, aus denen jedes Bild besteht, zu enthüllen. Der Balance-Akt ist aufreibend – für den Künstler, aber auch für den, der sich auf ihn einläßt. Bacon verformt das Äußere der dargestellten Personen so, daß man in ihr Inneres…