Harry Zellweger
Francis Bacon
Tale Galerie, London, 22.5. – 18.8.1985
Staatsgalerie Stuttgart, 18.10. – 6. 1.1986
Nationalgalerie Berlin, 6.2. – 31.3.1986
Es besteht kein Zweifel darüber, daß Bacons Werk heute in jedermanns Bewußtsein verankert ist. Dennoch erweist sich der Zugang zu ihm nach wie vor als schwierig, fast möchte man sagen, als unmöglich. So unauslöschlich sich seine Bilder dem Gedächtnis einprägen: die in ihren imaginären Käfigen gefangenen stumm aufschreienden Päpste, der sich vereinsamt durch die gleißende Sonne der Provence schleppende Van Gogh, die in aseptisch kahlen Räumen im Schmerz sich windenden Athleten oder die späten Torsen und Landschaften, in denen sich auf die Geschlechtsteile reduzierte Menschen dem Nichts entgegenschieben und menschenleere Wüsten das Bild der Erde wiedergeben – so unauslöschlich sich diese Bilder des Leids, diese Symbole des Zweifels am Sinn der menschlichen Existenz dem Gedächtnis einprägen, so schwer erschließen sich sich in ihrem Sinngehalt.
Es wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, was einen Maler vom Range Bacons veranlassen konnte, mitten in unserem Jahrhundert reihenweise Bildnisse von Päpsten zu malen, die vor mehr als drei Jahrhunderten gestorben sind, in einer gewaltigen Serie imaginäre Porträts eines dem Wahnsinns zutreibenden Malers zu entwerfen, in den sechziger und siebziger Jahren fast obsessiv athletisch gebaute Männer voyeuristisch bloßzustellen und schließlich dem Betrachter sogar auf Modelliertischen verkrüppelte, auf ihren Rumpf und ihre Geschlechtsteile reduzierte Männer- und Frauengestalten entgegenzuschieben – Bilder also, die weder thematisch noch formal, ja nicht einmal stofflich etwas mit unserer Realität zu tun haben, in keinem Punkt einen Hinweis daraufgeben, daß sie in unserer Zeit…