Michael Hauffen
Francis Alys
Sammlung Ingvild Goetz, 26.5. – 11.10.2008
Mexico-City. In einer kleinen Straße der Altstadt geht ein Mann auf eine Kreuzung zu. An der Ecke stolpert er über einen Hund und stürzt aufs Trottoir. Kurz danach kommt von gegenüber ein anderer Mann und klatscht in die Hände: das Zeichen dafür, dass die Szene nun beendet ist. Diesen minimalistischen und selbstreflexiven Plot hat Francis Alÿs als Video produziert und aus neun verschiedenen Perspektiven, einschließlich der des Hundes, immer wieder neu aufgenommen. Die Hauptrolle des unglücklichen Flaneurs spielt der Künstler selbst. In der Ausstellung stößt man immer wieder darauf.
Man könnte das Stück mit einem Protest-Song vergleichen. Wieder und wieder wird die gleiche simple Story erzählt, und wie in einem endlos wiederholten Refrain wird dabei eine Verweigerungshaltung beschworen, die nicht nur jegliches Happyend, sondern auch jede Entwicklung, jeden Fortschritt mehr oder weniger ironisch zurückweist. Das wiederholte Scheitern scheint geradezu Spaß zu machen, als ob in immer neuen Anläufen das Unternehmen darauf abzielte, im Mikro-Bereich von Differenz und Wiederholung subjektive Erfahrung gegen den offiziellen Mainstream zu ertrotzen. Das Ziel: eine Erfahrung von Freiheit, die im bürgerlichen Leben, und dem dort üblichen Kampf um Beteiligung an der Macht, korrumpiert und falschen Idealen geopfert zu werden pflegt.
Diese Logik der Verweigerung, wie sie uns aus alternativen Subkulturen, aber auch schon von der Figur des baudelairschen Dandys vertraut ist, bildet für Alÿs den Dreh- und Angelpunkt, für eine Infragestellung westlicher Ideologien. Die Megastadt, die er zu seinem Aufenthaltsort gewählt hat, bietet für den derart Abtrünnigen optimale Voraussetzungen.
Kaum behelligt…