Francesca Habsburg
Kunstexpertin und Sammlerin Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA21)
Schaltstellen
Ein Gespräch von Sabine B. Vogel
Francesca Habsburg gründete 2002 in Wien die Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA21). Die Stiftung verkörpert die vierte Generation aktiver Kunstförderung der Familie Thyssen und sieht sich in erster Linie der Kommissionierung und Verbreitung von ehrgeizigen, experimentellen und unkonventionellen Projekten, die die Kategorien traditioneller Disziplinen herausfordern, verpflichtet. Habsburg wurde u.a. 1996 mit dem Montblanc de la Culture Arts Patronage Award, 2009 mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien für ihr kulturelles Engagement in Wien sowie 2015 mit dem Simmons Award for Philanthropic Excellence ausgezeichnet.
Sabine B. Vogel: Was interessiert Sie an Auftragswerken?
Francesca Habsburg: Wir haben uns einmal gefragt, wie man die Einzigartigkeit einer Sammlung schaffen und auch behalten kann. Dafür sind Aufträge ein Weg, weil die Kooperation mit den Künstlern die Zusammenarbeit persönlicher macht. Dabei entsteht vieles im Gespräch.
Hat Auftragskunst einen starken Einfluss auf die Auftraggeber?
Ja, weil man in den Prozess eingebunden ist. Für die Ausstellungen im Augarten-Pavillon laden wir immer Künstler zu neuen Arbeiten ein. Diese Auftragswerke bringen oft zwei Dimensionen zusammen, Architektur und Kunst, oder Wissenschaft und Kunst. Durch solche interdisziplinären Kollaborationen kann etwas anderes entstehen. Meine Funktion dabei ist die einer Schaltstelle – das ist ein sehr fruchtbringender Weg, Lösungen auf eine nichtkonfrontierende Weise zu finden. Es ist auch ein Weg, den Aspekt der Erkenntnis wieder in den Kunstdiskurs zu bringen – als Gegengewicht zu der investorengesteuerten Kommerzialisierung. Aufträge bilden Beziehungen.
„Die Kunst verarmt, wenn alle nur in den Markt wollen.“
Worin unterscheiden sich Auftragswerke…