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Fragen zur Zeit · von Michael Hübl · S. 40 - 44
Fragen zur Zeit ,

Fragen zur Zeit
Auf die Plätze, fertig, los!

Zwischen Status und Statistik: Ranking als Hilfsmittel zur Reduktion von Kunst auf ihren spekulativen Geldwert
von Michael Hübl

Der Sport macht’s vor: Wer es dort zu etwas bringen will, der muss trainieren, trainieren, trainieren. Höher, schneller weiter – streng Dich an, da geht noch was. Vierter Platz, siebter, dreiundzwanzigster? Zählt nicht. Nur die Besten stehen oben auf dem Siegertreppchen. Sind die Top-Leute. In dieser Hinsicht ist Sport das Symbol, wenn nicht der Fetisch eines neoliberalen Gesellschaftszustands, in dem die Individuen zu permanenter Selbstoptimierung aufgefordert oder soll man sagen: genötigt sind. Bereits 2009 hat Peter Sloterdijk beflügelt von seinem Gespür für die Fallwinde des Zeitgeists dem galoppierenden Leistungsgedanken eine gleichermaßen umfängliche wie detailreiche Abhandlung gewidmet, für die ein Rilke-Zitat den Taktschlag abgab: „Du mußt dein Leben ändern“,1so der Titel der Studie, die neben vielem anderen den Appell enthält, der „Anhänglichkeit an bequeme Lebensweisen“2abzuschwören, dem „Philister in dir, der meint, du seist wie du bist, schon ziemlich in Ordnung“3zu misstrauen. Besser wäre Sport.

Dass selbst dort die Gleichung „Viel hilft viel“ nicht durchweg aufgeht, lässt sich erahnen, wenn Fans des Ball- und Rasenspiels vom „Fußballgott“ sprechen, der ihrem Verein gerade nicht hold sei, obschon sich die Mannschaft doch bester Kondition erfreue. Was auf sportliche Leistungen zutrifft, gilt für die Kunst erst recht. Um zu wissen, dass hier, in der Kunst, quantitative Steigerung längst kein Garant für gutes Gelingen ist, muss man nicht einmal jene ‚Höheren Wesen‘ bemühen, mit deren Hilfe es Sigmar Polke angeblich gelang, einen dreieckigen…

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