vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Titel: Documenta11 · von Amine Haase · S. 92 - 99
Titel: Documenta11 , 2002

Fragen an die kartesianische Logik

ODER: “BISWEILEN MÜSSEN WIR VERSUCHEN, AUS DER VERBANNUNG AUSZUBRECHEN”
AMINE HAASE SPRACH MIT SARAT MAHARAJ

Amine Haase sprach am Tag nach der Eröffnung der Documenta11 mit dem Co-Kurator Sarat Maharaj. Dabei ging es um Kunst als Wissensproduzentin, um Verstrickungen zwischen den Menschen, um Xenophobie und Xenophilie sowie Missverständnisse und um James Joyce.

Amine Haase: Was meinen Sie, wenn Sie – unter anderem im Katalog zur Documenta11 – sagen, Kunst sei eine Form von Wissen?

Sarat Maharaj: Zuallererst möchte ich sagen, dass es sich nicht einfach nur um Wissenstransfer handelt. Es handelt sich um etwas, das sich vom Begriff der Wissensübertragung unterscheidet. Kunst bedeutet nicht einfach nur Übertragung von vorgefertigtem Wissen, das im institutionellen Diskurs der systematischen Disziplinen etabliert ist. Die Kunst bedient sich vielleicht dieses Wissens, aber sie wiederholt nicht einfach vorgefertigtes Wissen. Vielmehr produziert sie Wissen, und damit meine ich, sie schafft völlig neuartige Erfahrungen, neue Vorstellungen, neue Arten von Subjektivität. Dabei müssen wir unterscheiden zwischen folgenden beiden Systemen der Wissensproduktion: Da ist zum einen die akademische, systematische Wissensproduktion und zum anderen das, was ich das Zufallselement im System der künstlerischen Wissensproduktion nenne. Und das bezeichne ich eigentlich als Produktion von Nicht-Wissen. Ich möchte auch gleich erklären, warum ich diesen Ausdruck verwende. Kunst mag mit Wissen in Zusammenhang stehen, aber sie tendiert dazu, es zu zerkleinern, es entzweizubrechen, um uns zu zeigen, was die offiziellen Wissenssysteme ausschließen, was sie auslassen, das Unbekannte der Gedankenwelt, das Andere der Gedankenwelt. Bei der künstlerischen Wissensproduktion geht es also um…


Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei