Michael Köhler
Fotograz ’80
Das erste Grazer “Symposium über Fotografie” vom Herbst 1979 hatte Maßstäbe gesetzt: es hatte diese Einrichtung des “Stayrischen Herbstes” als ein Forum etabliert, das international bekannten Künstlern aus Europa und Nordamerika die Gelegenheit bietet, sich in entspannter Atmosphäre zu einem in jeder Hinsicht substantiellen und fruchtbaren Gedankenaustausch über den aktuellen Entwicklungsstand von Fotografie und Fototheorie zu treffen. Dieser Standard konnte, um es gleich vorwegzunehmen, beim zweiten Symposium, das vom 19. bis 22. Oktober 1980 wiederum im Rahmen des “Stayrischen Herbstes” im Grazer “Forum Stadtpark” stattfand, erneut erreicht werden. Die Veranstaltung darf also, mit anderen Worten, bis auf weiteres als die – im Vergleich zu ähnlichen Unternehmungen in Wien und Düsseldorf – wichtigste ihrer Art im deutschen Sprachraum gelten.
Die vier Tage des Symposiums boten einmal mehr so viel Stoff und Anregung /ur Reflektion und Diskussion, daß die Veranstaltung gut und gerne die doppelte Zeit hätte dauern können. Insgesamt waren es zwölf Referenten, die der Einladung nach Graz Folge geleistet hatten: Alain Desvergnes aus Frankreich, Direktor der “Rencontres Internationales de la Photographie”, des jährlichen Fotografie-Festivals in Aries; die Kustodin der Fotosammlung des Museum Folkwang in Essen, Ute Eskildsen; Jochen Gerz Albert Goldstein, Theoretiker aus Zagreb, Jugoslawien; Dieter Hacker und Andreas Seltzer (Berlin), als Herausgeber der inzwischen eingestellten Zeitschrift “Volksfoto”; Richard Kriesche, Künstler und Professor in Graz der schweizer Fotograf Rudolf Lichtsteiner; Herbert Molderings, ehemaliger Leiter des westfälischen Kunstvereins in Münster, derzeit frei arbeitender Ausstellungsorganisator in Paris; Nathan Lyons, Gründer und Direktor des “Visual Studies Workshop” in Rochester (USA); der…