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Titel: Text-Foto-Geschichten · S. 151 - 159
Titel: Text-Foto-Geschichten , 1979

Jochen Gerz

geb. 1940, lebt in Paris
Foto/Texte von Jochen Gerz

Das Fotografieren gehört zum Alltag der Gegenwart wie der Gebrauch des Kopiergeräts bei der Büroarbeit. Von Phantasie und Abenteuerlust ist die Kamera heute ebensoweit entfernt wie dieser Apparat. Ein Gerät, das stets zur Hand ist – verursacht es nur wenig Gedanken um seine Benutzung, solange es funktioniert. Überlegungen über Nutzen und Entbehrlichkeit stellen sich erst ein, wenn Lösungen notwendig sind, es zu ersetzen. Wie immer er sich vollzog, jener “Aufstand der Werkzeuge” (F/T 42), irgendeiner solchen Störung im gewohnten Ablauf (vielleicht seiner verdächtig glatten Reibungslosigkeit selbst) verdanken sich die Foto/Texte von Jochen Gerz.

In den Fotos begegnen wir keinen ausgesuchten Motiven, keiner auffälligen Gestaltung und keiner raffinierten Technik. Sie wirken beiläufig. Die Aufnahmen wurden gemacht, als er den Apparat (und die Worte) gerade bei sich hatte, der Film dann in ein Labor gegeben zur Entwicklung und zur Herstellung von Abzügen. In dieser elementar einfachen Form widerspiegeln seine Foto/Texte den gegenwärtig erreichten Grad der Durchdringung des alltäglichen Lebens mit dessen endlos sich reproduzierenden Kopien. (….)

Schon vom Einsatz der Mittel her wird deutlich, daß es also nicht darum gehen kann, dem bestehenden Reservoir an Reproduktionen der Welt wieder neue, wieder andere ästhetisch ausgewogene und symbolisch verdichtete Fotos hinzuzufügen, sondern daß hier die Tätigkeit des Fotografierens selbst und ihr Platz im alltäglichen kulturellen Verhalten (“die Verstrickung in seine eigene Beziehung zum Apparat”) zu denken geben. (…)

Man könnte das die passéistische Struktur der Fotografie nennen. Auf ihrem Fundament erbaut sich jeder sein eigenes Museum. Die darin…


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