Frank-Alexander Hettig
Fortuyn/O’Brien
»MARBLEPUBLIC«
Stedelijk Museum, Amsterdam, 14.9. – 3.11.1991
Kunstwerke als verfügbare Komponenten, die man in einer Anzahl von Möglichkeiten zusammenfügen und zeigen kann, sind in dieser Übersichtsausstellung von Fortuyn/O’Brien zu sehen.
Der Titel dieser Ausstellung “MARBLEPUBLIC” ist auch der Titel einer Arbeit von Fortuyn/O’Brien, die aus zwei “verhüllten” Sesseln besteht. Erst bei einer näheren Betrachtung erkennt man, daß die Sessel mit den Pseudodraperien aus statischem Marmor gehauen sind. Wie bei so vielen von ihren Arbeiten wird die Wahrnehmung von Funktion, Volumen und Gewicht getäuscht: Die Stühle sind keine Möbel, keine Gebrauchsgegenstände mehr, sondern erinnern an Grabsteine. Treffend wird dieser Saal durch Fortuyn/O’Brien auch “Antichambre” genannt: der Museumsbesucher als wartender Gast in einer Todesgruft.
Jeder Museumsraum wurde als eine Art allegorische Bühne mit unterschiedlichen, anonymen Requisiten eingerichtet. Das Potential der einzelnen Werke und ihre Verbindungen untereinander werden durch die Inszenierung erkennbar.
Das Interieur und die Gartenarchitektur sind die deutlichen Ausgangspunkte und Kontexte ihrer meist paarweise ausgeführten Arbeiten. Auch der Garten mit Zypressen und seinen Dekorationen wird in dem Museumsraum als Modell neu angelegt und in Szene gesetzt.
Jede Arbeit in ihrem Arrangement besitzt, durch transparente Materialien wie Seide oder leere Rahmen, eine visuelle Schwerelosigkeit, die den illusionistischen und suggestiven Charakter dieser Ausstellung noch verstärkt. Das Zeigen der Oberfläche und damit gleichzeitig das Verhüllen des Inhalts werden auch in den zwei aufgerollten Teppichen veranschaulicht. Die Abwesenheit, Leere und Verlassenheit werden sicher in ihrer Arbeit “Marblepublic” am deutlichsten zum Ausdruck gebracht.
Für den Katalog stellten vier Personen mit Hilfe eines Computers ihre persönlichen imaginären Ausstellungen mit den projektierten…