Friedemann Malsch
Fortunato Depero
Kunsthalle, 31.1.-12.3.1989
Die große Ausstellung zum italienischen Futurismus im Palazzo Grassi Venedig 1986 war ein Paukenschlag, der jedoch wegen seiner zweifelhaften Konzeption nur bedingt zu einer Wiederaufnahme der Diskussion des Futurismus italienischer Prägung Anstoß gab. So verwundert es nicht, daß die derartigen Ausstellungen in der Regel nachfolgende wissenschaftliche Debatte des Phänomens in diesem Falle bis heute nicht recht in Gang gekommen ist. Dabei sind nicht nur etliche historiografische Aspekte zu klären; die Entwicklung der theoretischen Diskussion der letzten zehn Jahre hat zu einer Situation geführt, in der eine Wiederaufnahme der Diskussion um die Merkmale der historischen Avantgarden nützlich erscheinen würde.
Die Lustlosigkeit der Debatte hat wohl auch dazu geführt, daß kaum ein Institut außerhalb Italiens des 80jährigen Jubiläums der Publikation des Gründungsmanifestes zum Futurismus durch Filippo Tommaso Marinetti zum Anlaß für Ausstellungen nimmt. So stellt die monografische Depero-Schau in der Düsseldorfer Kunsthalle eine glückliche Ausnahme dar. Ob sich die Organisatoren der Tatsache bewußt waren, daß die laufende Ausstellung zeitlich fast symmetrisch um den Erscheinungstermin von Marinetti’s Manifest herumläuft? In den Pressetexten, aber auch im Katalog wird dieses Datum nicht erwähnt (und so holt der Rezensent dies nach, indem er seine Rezension exakt am 80.Geburtstag des Gründungsmanifestes schreibt, am 20.2.1988).
Depero wird nach wie vor außerhalb Italiens als Künstler unterschätzt. Nur selten war er in Einzelausstellungen zu sehen, in der BRD bisher gar erst einmal, 1973 im Bonner Landesmuseum in der von Bruno Passamani organisierten Retrospektive.
Meist wird Depero zur zweiten Garde des italienischen Futurismus gezählt, ohne daß seine eigenständigen Leistungen auf…